Angestellte zwingen Schweizer Privatspitalgruppe in die Knie

Die AMEOS Gruppe hat nach einem Streik in fünf deutschen Kliniken Kündigungen zurückgenommen - nun starten Tarifverhandlungen.

, 21. Februar 2020 um 07:30
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Sie ist der unbekannte Riese unter den Schweizer Spitalunternehmen: Die Ameos-Gruppe. Der Konzern mit Sitz in Zürich betreibt in der Schweiz seit kurzem die Seeklinik in Brunnen -  ist ansonsten aber vorwiegend im Ausland und speziell in Deutschland tätig. Dort ist Ameos seit einigen Monaten in einen Arbeitskampf involviert, wie Medinside berichtete. Die Mitarbeitenden von fünf Kliniken im Bundesland Sachsen-Anhalt beklagten sich über ihre Arbeitssituation. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Löhne 2012 gesenkt und eingefroren worden sind. Die Ameos-Angestellten verdienten deshalb massiv weniger als an anderen Spitälern in der Region gezahlt wird.

Mit 800 Entlassungen gedroht 

Im Dezember war es zu Warnstreiks gekommen - Ameos reagierte hart, entliess 14 Personen fristlos und drohte für den Fall eines unbefristeten Streiks mit weiteren 800 Entlassungen. Ende Januar traten die über 3000 Angestellten dennoch in einen unbefristeten Streik. Bei der Urabstimmung hatten satte 92 Prozent der Angestellten für den unbefristeten Streik votiert. Dieser wurde nach zwei Wochen ausgesetzt um Verhandlungen zwischen Gewerkschaften zu ermöglichen. 
Bei diesen gibt es nun einen ersten Durchbruch. Alle Kündigungen werden zurückgezogen - zudem werden Tarifverhandlungen gestartet. Man sei optimistisch, einen guten Tarifvertrag zu erhalten, sagen die Gewerkschaften. Der Widerstand des Personals war also erfolgreich.
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