Studie: Tageszeit könnte Krebstherapie beeinflussen

Am frühen Morgen seien Krebsmedikamente besonders wirksam, am frühen Nachmittag weniger. Spitäler richten sich bislang nicht danach.

, 13. August 2024 um 13:28
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KI-Symbolbild: Medinside.
Welche Rolle spielt die Uhrzeit bei der Verabreichung von Chemo- und Immuntherapien? Neue Forschungsergebnisse deuten an, dass der Einfluss erheblich sein könnte.
Bereits vor Jahren konnte der französische Onkologe Francis Lévi in klinischen Studien zeigen, dass Chemotherapien verträglicher sind und weniger Nebenwirkungen haben, wenn sie zu bestimmten Tageszeiten verabreicht werden.
Ähnliches zeigt nun eine weitere Erhebung: Demnach war eine Krebsbehandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) bei 361 Patienten am frühen Morgen am wirksamsten, am frühen Nachmittag am wenigsten effektiv. Als schlechtester Zeitpunkt für den Infusionsbeginn wurde 13:30 Uhr ermittelt.
Bei einem Start der Infusion am frühen Morgen war die Mortalität 4,8-mal niedriger im Vergleich zum schlechtesten Zeitpunkt am Nachmittag.
  • Catozzi S, Assaad S, Delrieu L, Favier B, Dumas E, Hamy AS, Latouche A, Crochet H, Blay JY, Mullaert J, Ballesta A, Heudel P.: «Early morning immune checkpoint blockade and overall survival of patients with metastatic cancer: An In-depth chronotherapeutic study», in: «European Journal of Cancer», März 2024.
  • doi: 10.1016/j.ejca.2024.113571 .
In den Spitälern werden diese Erkenntnisse bislang allerdings wenig berücksichtigt.
Auf Nachfrage von Medinside erklärt das auf Krebsbehandlungen spezialisierte Basler Claraspital: «Wir berücksichtigen bei der Gabe von Immuncheckpoint-Hemmern die Uhrzeit bislang nicht. Die bisherigen verfügbaren retrospektiven Daten sind für uns nicht ausreichend, um eine uhrzeitabhängige Behandlung durchzuführen. Um die Frage zu klären, ob eine uhrzeitabhängige Gabe von Immuncheckpoint-Hemmern einen Einfluss auf die Wirksamkeit hat, wäre eine prospektiv randomisierte Studie nötig», sagt Thomas Schmid, Leitender Arzt Onkologie/Hämatologie am Tumorzentrum des Claraspitals Basel.
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