FDA bewilligt weiteres Alzheimer-Medikament

Kisunla brachte bei Patienten im Frühstadium offenbar signifikante Verbesserungen. In den USA wird die Behandlung rund 30'000 Franken pro Jahr kosten.

, 3. Juli 2024 um 08:42
image
Still aus einem Image-Film von Eli Lilly über seine Alzheimer-Forschung.
Die US-Heilmittelbehörde FDA hat dem Pharmakonzern Eli Lilly die Zulassung für Kisunla erteilt; die Injektion soll zur Behandlung von Patienten eingesetzt werden, die erste Anzeichen von Alzheimer zeigen.
Damit kommt zum zweiten Mal ein Medikament zum Einsatz, das Wirkung im Kampf gegen die neurodegenerative Erkrankung zeigt. Vor einem Jahr, im Juli 2023, bewilligte die FDA bereits das Medikament Leqembi, das die Pharmaunternehmen Eisai (Japan) und Biogen (USA) entwickelt hatten.
Sowohl Kisunla (donanemab-azbt) als auch Leqembi sind Antikörper-Wirkstoffe, die sich gegen das «Ablagerungs-Protein» Amyloid-beta richten.

32'000 Dollar pro Jahr

Bei Kisunla benötigen die Patienten eine monatliche Injektion. Laut der Mitteilung von Eli Lilly hat es den Konkurrenzvorteil, dass es wieder abgesetzt werden kann, wenn genügend Amyloid-Plaques entfernt wurden; damit könnte es trotz eines höheren Preises am Ende ökonomischer sein.
In den USA veranschlagt der Konzern aus Indianapolis den Preis auf 695.65 Dollar pro Phiole; die Kosten pro Jahr dürften bei 32’000 Dollar liegen, errechnete das Fachmedium «Fierce Pharma».
Die Bewilligung der FDA erfolgte, nachdem Kisunla in einer Phase-III-Studie signifikante Vorteile gezeigt hatte. Patienten, die mit dem Wirkstoff behandelt worden waren, zeigten nach eineinhalb Jahren eine relevante Verlangsamung der Demenz-Entwicklung im Vergleich zur Placebo-Gruppe; dies auf drei verschiedenen Bewertungsskalen. Auf der integrated Alzheimer Disease Rating Scale (iADRS) waren die Werte beispielsweise um 22 Prozent besser als in der Kontrollgruppe.
Zur Mitteilung der FDA
Insgesamt erwächst damit neue Hoffnung auf eine wirksame(re) Alzheimer-Therapie. Dies nachdem Behörden und Pharma bei der Zulassung des Wirkstoffes Aduhelm vor lauter Zuversicht oberflächlich geworden waren: Das Mittel von Biogen wurde im Sommer 2021 zugelassen, obwohl die Ergebnisse der Phase-III-Studien diffus gewesen waren. Da aber das Antikörper-Medikament Aduhelm als Meilenstein galt, liess die FDA es in einem beschleunigten Verfahren zu – verbunden mit der Auflage, dass Biogen eine Studie durchführt, welche die klinische Wirksamkeit von Aduhelm definitiv nachweisen kann.
Der «Reality Check» zeigte jedoch, dass es nicht weit her war mit der Wirksamkeit. Und so kündigte Biogen im letzten Januar an, Aducanumab vom Markt zu nehmen.
In Europa war Aducanumab nie bewilligt worden. Leqembi – das von Biogen in Luterbach, Kanton Solothurn, hergestellt wird – könnte bis im Herbst in Europa (und in der Schweiz) zugelassen werden.

  • demenz
  • neurologie
  • Geriatrie
  • pharma
  • Forschung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spital Zofingen: Neuer Chefarzt Akutgeriatrie

Tobias Buser wechselt von den Solothurner Spitälern zum «Aare-Netz»-Spital im Aargau.

image

mRNA-Impfstoffe der nächsten Generation: gleiche Wirkung bei minimaler Dosis

Ein Team des MIT hat Lipid-Nanopartikel konstruiert, die mRNA bis zu hundertmal effizienter in Zellen einschleusen. Das könnte mRNA-Impfstoffe gegen Influenza oder Covid-19 günstiger, sicherer und flexibler machen.

image

Bellevue Medical Group bündelt Neuroimmunologie unter neuer Leitung

Andreas Lutterotti übernimmt die Leitung des neu strukturierten Zentrums für Multiple Sklerose und Klinische Neuroimmunologie. Stellvertretender Leiter wird Ilijas Jelcic.

image

BAG senkt Preise von 300 Medikamenten

Bei rund der Hälfte der überprüften Medikamente greift das Bundesamt für Gesundheit durch: Die Preise sinken im Schnitt um zwölf Prozent, was Einsparungen von rund 65 Millionen Franken bringen soll.

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

image

Bemerkenswerte Fortschritte bei Schlaganfall

Ein Forschungsteam aus Zürich und Bern hat über 1,4 Millionen Spitalaufenthalte ausgewertet: Danach sank die Zahl der Todesfälle und Behinderungen wegen Hirnschlägen in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich.

Vom gleichen Autor

image

Wie die Tessiner Kantonsspitäler 1300 stationäre Fälle verlagern wollen

Die Ente Ospedaliero Cantonal testet mit der Einkaufsgemeinschaft HSK ein Tarifmodell, das viel mehr Eingriffe vom stationären in den ambulanten Bereich drängen soll.

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.