Ein weiteres Spital schliesst seine Geburtenabteilung

Das Spital Langenthal verliert seine Geburtenstation – künftig übernimmt das Spital Emmental die Geburtshilfe für die Region.

, 1. Juli 2025 um 07:35
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Das Aus der Geburtenabteilung im Spital Langenthal sorgte für Protest. Bild: Screenshot/TeleBärn
Das Spital Langenthal, Teil der Spital Region Oberaargau (SRO), stellt seine Geburtenabteilung per 1. Oktober 2025 ein. Geburten werden künftig ausschliesslich am Standort Burgdorf der Spital Emmental AG angeboten.
Die gynäkologische Versorgung – ambulant wie stationär – bleibt in Langenthal weiterhin erhalten. Auch ambulante Schwangerschaftsbetreuung sowie Nachkontrollen nach der Geburt sind wie bisher an allen drei Standorten Burgdorf, Langenthal und Langnau möglich.
Die Schliessung ist Teil einer engeren Zusammenarbeit der beiden Spitalgruppen im Rahmen des 4+-Regionen-Versorgungsmodells des Kantons Bern. Ziel sei eine koordinierte, langfristige Sicherung der Grundversorgung in den Regionen Oberaargau und Emmental, heisst es in der Mitteilung.

«Eigenständigkeit bewahren»

«Wir wollen den künftigen Herausforderungen proaktiv begegnen und gemeinsam mit dem Spital Emmental konkrete Schwerpunkte setzen», sagt Daniel Schmid, Verwaltungsratspräsident der SRO AG. Dabei verfolge man das Ziel, die Eigenständigkeit der SRO AG zu bewahren und die wohnortsnahe Grundversorgung weiter anzubieten.
Die Geburtshilfe ist nach dem gemeinsamen Brustzentrum und dem Zusammenschluss der Rettungsdienste der nächste Schritt hin zu einer integrierten Versorgungsregion. Die Verantwortlichen verweisen auf rückläufige Geburtenzahlen und steigende Qualitätsanforderungen. «Gerade in der stationären Geburtshilfe sind die Vorhalteleistungen sehr hoch – Fachpersonal muss rund um die Uhr verfügbar sein», so Bernhard Antener, Verwaltungsratspräsident der Spital Emmental AG.
Die Entscheidung reiht sich in einen nationalen Trend ein: Mehrere kleinere Geburtenstationen, zuletzt etwa in Thusis und Frutigen, haben ihre Tore bereits geschlossen. Auch das Spital Muri plant die Aufgabe seiner Geburtshilfe auf Ende Jahr.

Umbruch und Protest

Für Unmut sorgte vor allem die Kommunikation: Rund 100 Personen – darunter auch Vertreter aus Stadt- und Gemeinderat – protestierten am Montagabend vor dem Spital. Gegenüber der «Berner Zeitung» zeigte sich Stadtpräsident Reto Müller (SP) vorallem enttäuscht über die späte Information und kündigte Gespräche mit dem Verwaltungsrat an. Auch der Gewerkschaftsbund Oberaargau kündigte Widerstand an: Es gehe um Versorgungssicherheit und Arbeitsplätze in der Region.
Das Spital Langenthal befindet sich derzeit in einer Phase des Umbruchs. Erst im Juni trat Spitaldirektor Andreas Kohli überraschend wegen «strategischer Differenzen» zurück. Die Leitung hat interimistisch Rolf Hayoz übernommen. Eine Neubesetzung ist für Anfang 2026 geplant.

Auch in Langenthal wird die Geburtenabteilung geschlossen, Tele Bärn/ Erstausstrahlung: Mo 30. Juni 2025 18.00 Uhr




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