Fakten gegen Fake News: HPV-Impfung ist sicher und wirksam

Neue Cochrane Reviews zeigen: HPV-Impfstoffe schützen wirksam vor Infektionen und Gebärmutterhalskrebs – und liefern Fakten gegen Fake News über Nebenwirkungen.

, 27. November 2025 um 07:28
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HPV-Impfstoff: Besonders wirksam, wenn er vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht wird. Symbolbild: Adobe Stock.
Humane Papillomviren (HPV) sind weltweit die häufigste Ursache sexuell übertragbarer Infektionen. Viele HPV-Typen sind harmlos. Die sogenannten «Hochrisiko-Typen» können jedoch Krebs auslösen – unter anderem an Gebärmutterhals, Anus, Penis, Vulva, Vagina und im Rachen. Wieder andere HPV-Typen verursachen Genitalwarzen.
Zwei aktuelle Cochrane Reviews haben alle gängigen HPV-Impfstoffe untersucht. Im Fokus stand, wie gut sie vor Infektionen mit den jeweiligen HPV-Typen schützen und ob sie Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen verringern können.

Impfstoffe schützen zuverlässig

Der erste Cochrane Review basiert auf 60 randomisiert kontrollierten Studien mit insgesamt 157’414 Teilnehmenden. Er verglich die vier HPV-Impfstoffe Cervarix, Gardasil, Gardasil 9 sowie den in Europa nicht zugelassenen Impfstoff Cecolin. Das Ergebnis: Alle untersuchten HPV-Impfstoffe schützen zuverlässig vor einer anhaltenden Infektion mit den im jeweiligen Impfstoff enthaltenen HPV-Typen.
Zudem «verringern sie wahrscheinlich die Zahl der Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen im Zeitraum bis sieben Jahre nach der Impfung», wie Cochrane mitteilt.
Impfstoffe, die auch gegen die HPV-Typen 6 und 11 gerichtet sind (Gardasil und Gardasil-9), schützen zusätzlich vor Genitalwarzen, so die Forschenden. «Klinische Studien können uns noch nicht das gesamte Bild liefern, da HPV-bedingte Krebserkrankungen sehr lange brauchen, um sich zu entwickeln», sagt Co-Autorin Hanna Bergman von der Cochrane Collaboration in London in einer Mitteilung. «Aber die Ergebnisse zeigen eindeutig: Die Impfstoffe verhindern wirksam die Infektionen, die später zu Krebs führen – ohne Hinweise auf ernste Sicherheitsbedenken.»

Impfung im frühen Erwachsenenalter

Der zweite Cochrane Review hat 225 Beobachtungsstudien aus mehr als 40 Ländern mit Daten von über 132 Millionen Menschen berücksichtigt. Gemäss diesen «Real-World»-Daten wird Gebärmutterhalskrebs durch die Impfung vermutlich verhindert – besonders, wenn junge Frauen vor ihrem ersten Kontakt mit dem Virus geimpft worden sind.
Das Risiko eines vor dem 16. Geburtstag geimpften Mädchens, innerhalb von 10 bis 14 Jahren nach der Impfung an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, sei «wahrscheinlich um 80 Prozent niedriger als bei Nichtgeimpften», so die Forschenden. Dieses Ergebnis beruht auf der Auswertung von zwei grossen Kohortenstudien aus Schweden und Schottland sowie einer kleinen aus Indien. Zusammengenommen wurden die Teilnehmenden dabei gut 4,5 Millionen Jahre lang beobachtet.

Fakten gegen Fake News

Mit ihrer Studie wollen die Forschenden auch den im Netz kursierenden Misinformationen entgegentreten: «Wir haben keinen Kausalzusammenhang gefunden zwischen der Impfung und häufig berichteten Nebenwirkungen, die oft in Sozialen Medien diskutiert werden», sagt Co-Autor Nicholas Henschke.
«With the global reach of social media, dissemination of information regarding adverse effects of vaccination can be extremely pervasive», Bergman et al. (2025)
Weiteren Forschungsbedarf sehen die Review-Autorinnen und Autoren in Bezug auf die Männergesundheit: Aus den bisher vorliegenden Daten liessen sich noch keine allgemeinen, belastbaren Aussagen zur Krebsvermeidung durch die HPV-Impfung ableiten. Zudem müsse in Zukunft geprüft werden, ob bei jüngeren Kindern schon eine Impfdosis genügen würde.

Zu den Originalpublikationen:

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