Das Riesen-Geschäft mit Geschlechtsumwandlungen

Spezialisierte Kliniken können auf hohe Einnahmen zählen: Immer mehr Jugendliche wollen ihr Geschlecht ändern.

, 13. September 2023 um 05:27
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Eine Transperson mit «Transgender-Narbe», die von der Entferung der Brüste stammt. | Freepik
360 Operationen zur Geschlecht-Umwandlung verzeichnete das Bundesamt für Statistik im Jahr 2021. Das tönt nach wenig. Aber die Zahlen betreffen nur die öffentlichen Spitäler. Derweil widmen sich etliche Privatkliniken dem Geschäft mit den Brustentfernungen, Penisamputationen und Vaginakonstruktionen. Wie oft? Das weiss niemand.

Von Krankenkassen bezahlt

Doch dass es sich dabei um ein einträgliches Geschäft mit hohen Wachstumsraten handelt, zeigt ein Artikel in der deutschen Zeitschrift «Emma».
Die Zahl der Jugendlichen und Erwachsenen, die sich laut Umfragen als transgender bezeichnen, steigt. Und es gibt immer mehr Vereinigungen, welche Hormon-Therapien und Operationen befürworten. Diese setzen sich auch dafür ein, dass Geschlechtsumwandlungen von den Krankenkassen bezahlt werden.

Vor allem Brustentfernungen

Besonders lukrativ sei der Markt der Mädchen, die zu Jungen werden wollen: Schätzungen sehen 73 Prozent der Gewinne in diesem Bereich. Die Tatsache, dass Kliniken auf Mastektomien (Brust-Entfernungen) und Hysterektomien (Gebärmutter-Entfernungen) spezialisiert sind, werde das Marktwachstum weiter ankurbeln.

Kantonsspital Zug auf Tiktok

In der Schweiz wirbt unter anderem die Daverio-Transsurgery-Group für ihre Geschlechtumwandlungs-Operationen. Gründer des Unternehmens ist der Elsässer Arzt Paul Jean Daverio. Laut seinen Angaben hat er mehr als 1000 Frauen zu Männern und mehr als 400 Männer zu Frauen gemacht. Er operiert im Kantonsspital Zug. Dieses gilt in Transgender-Foren mittlerweile als die Schweizer Anlaufstelle.
Zu Daverios Team gehört eine Ärztin, die auf Tiktok international bekannt und für ihre «top surgery» weiterempfohlen wurde. Ihre Website mastektomie.ch (Brustentfernung) führt direkt zu ihrer Praxis-Website in Zürich.

Zwei Jahre Beobachtung nötig

Auch die Zürcher Privatklinik Ocean wirbt mit Transgender-Operationen. Wer die Kosten für diese Operationen übernehmen muss, ist umstritten.
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Werbung der Privatklinik Ocean | Website
In der Schweiz müssen die Krankenkassen «bei echtem Transsexualismus» bezahlen – unter der Bedingung, dass «nach Durchführung eingehender psychiatrischer und endokrinologischer Untersuchungen und nach mindestens zweijähriger Beobachtung vom 25. Altersjahr hinweg die Diagnose gesichert ist und der Eingriff im konkreten Fall die einzige Behandlungsmethode darstellt, mit welcher der psychische Zustand der versicherten Person bedeutend verbessert werden kann.»
Die Daverio-Transsurgery-Group hat festgestellt: «Bei einer Vielzahl unserer Patienten gelingt eine Übernahme.» Auch ausländische Patienten können als Selbstzahler operiert werden. In den Foren ist die Rede von etwa 18'000 Franken.

Zu kurze Nachbeobachtung

Die Online-Zeitung «Infosperber» kritisiert die Geschlechtsumwandlungen, insbesondere bei Jugendlichen. Unfruchtbarkreit, beeinträchtigte Libido und Schmerzen könnten unerwünschte Folgen sein.
Oft sei auch die Zeitspanne von Studien zum Erfolg von Trans-Behandlungen zu kurz. Solche Studien seien «nicht sehr aussagekräftig», weil sie die Spätschäden nicht erfassten.
Um korrekt zu ermitteln, wie viele Transmenschen die Behandlung später abbrechen und wieder zurück ins frühere Geschlecht wechseln möchten, bräuchte es anstatt ein bis zwei Jahre Nachbeobachtungszeit eine Nachbeobachtung von fünf bis zehn Jahren.
Bereits befasst sich die Wissenschaft auch mit «De-Transition», dem Rückgängigmachen der Geschlechtsumwandlung.

  • ärzte
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