Viel Ermüdung in der Anästhesie

In den Deutschschweizer Anästhesiologie-Kliniken liebäugeln fast die Hälfte der Ärzte und des Pflegepersonals mit dem Ausstieg.

, 23. November 2023 um 06:16
letzte Aktualisierung: 18. April 2024 um 09:17
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Symbolbild: Medinside, erstellt mit KI Midjourney.
Von 100 Gesundheitsprofis im Anästhesie-Bereich spielen 46 mit der Idee, den Beruf aufzugeben: Diese Aussage lässt sich aus einer Erhebung ableiten, die ein Team des USZ-Instituts für Anästhesiologie erarbeitet hat. Und fast zwei Drittel Ärzte oder Pflegefachleute in der Anästhesie berichten von Fehlern, die ihnen wegen Überlastung oder Müdigkeit unterlaufen sind.
Thema der Studie war die Burnout-Gefahr in der Anästhesiologie. Dafür wurden Pflegende und Mediziner von insgesamt 22 Anästhesie-Abteilungen der Deutschschweiz befragt. Oder konkreter: Die Forscherinnen und Forscher stellten den Leuten einerseits die Fragen des Maslach Burnout Inventory – und obendrein einige Fragen zu ihrer Arbeitssituation.
  • Greta Gasciauskaite, J. Lunkiewicz, J. Braun, M. Kolbe, J. Seelandt, D. R. Spahn, C. B. Nöthiger, D. W. Tscholl: «Burnout and its determinants among anaesthesia care providers in Switzerland: a multicentre cross-sectional study», in: «Anaesthesia», November 2023.
  • doi.org/10.1111/anae.16171
Insgesamt 688 Personen beantworteten den Survey. Und die Auswertung des Maslach-Tests zeigte an, dass bei 52 Prozent der Pflegefachleute und 59 Prozent der Ärzte ein hohes Burnout-Risiko besteht. Bei 9 Prozent der Pflegenden und 18 Prozent der Ärzte waren die Kriterien eines Burnout-Syndroms bereits erfüllt.
In der Schweiz gibt es rund 2'660 Ärzte, die Anästhesie praktizieren: Dies hatte eine Erhebung 2021 ergeben. Die Mehrheit ist laut jenen Daten zwischen 35 und 55 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt 45 Jahre. Der Frauenanteil beträgt knapp 45 Prozent; rund 77 Prozent verfügen über einen Schweizer Facharzttitel. Knapp 60 Prozent arbeiteten Vollzeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit betrug dabei 50,8 Stunden pro Woche.
Die Regressionsanalyse (und die Auswertung der Zusatzfragen) ergab signifikante Zusammenhänge zwischen hohen Burnout-Werten einerseits sowie andererseits:
  • einem wahrgenommenen Mangel an Unterstützung bei der Arbeit;
  • einer Position in der Ausbildung (erstes oder zweites Jahr);
  • einer Position mit weniger als 5 Jahren Berufserfahrung;
  • dem Geschlecht: Sowohl bei den 'Nurses' wie bei den Ärzten waren Männer laut den Daten burnout-bedrohter.
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  • pflegefachpersonal
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