Rafael Traber heisst der neue Ärztliche Direktor der Privatklinik Clienia Littenheid. Er wird ab April in der Thurgauer Psychiatrie-Klinik arbeiten. In Littenheid wird der 55-jährige Rafael Traber eine schwierige Aufgabe haben. Gegen seine Vorgängerin wurde vor ein paar Wochen ein Strafverfahren eingeleitet. Die Klinik hat sie fristlos freigestellt.
Zuerst nur Oberarzt entlassen
Auslöser war ein Fernsehbericht über «satanistisch rituelle Gewalt in der Psychiatrie» vor gut einem Jahr. Im Bericht sagte ein damaliger Oberarzt der Clienia Littenheid, dass er ein besonderes Interesse an der Behandlung Betroffener hege, die ritueller Gewalt ausgesetzt sind.
Die Klinik stellte den
Oberarzt sofort frei und entliess ihn anschliessend. Doch damit war die Geschichte nicht beendet.
«Faszination für satanische rituelle Gewalt»
Der Kanton Thurgau ordnete eine Untersuchung gegen die Privatklinik an. Der kürzlich erschienene Bericht zeigte, dass der Oberarzt nicht nur ein besonderes Interesse, sondern sogar Faszination für satanistische rituelle Gewalt und Mind Control entwickelt habe und damit auch die Kultur der beiden Traumastationen in der Klinik beeinflusst habe.
Der Arzt habe ausserdem mit dem Wissen der Vorgesetzten Weiterbildungen zum Thema organisiert. Es zeigte sich laut dem Bericht, dass die Verschwörungserzählung über rituelle Gewalt und Gedankenkontrolle nicht nur in die Therapie des Oberarztes eingeflossen sei, sondern in weite Teile der Behandlungen in den Traumastationen
Nicht sorgfältig aufgearbeitet
Und noch schlimmer: Die Verfasser des Untersuchungsberichts kamen zum Schluss, dass die Klinik nach Bekanntwerden der Vorwürfe bei deren Aufarbeitung nicht sorgfältig vorging.
Deshalb hat der Kanton vor ein paar Wochen gegen die Chefärztin und Ärztliche Direktorin ein Strafverfahren eingeleitet. Die Klinik reagierte darauf mit der Entlassung. Erst jetzt wurde den Verantwortlichen offenbar klar, dass die Angelegenheit mit der damaligen Entlassung des Oberarztes nicht erledigt war.
Klinik reagierte erst nach Bericht
Klinikdirektor Daniel Wild räumte erst kürzlich, nämlich nach dem Erscheinen des Berichts, ein: «Leider mussten wir im Verlaufe der Untersuchung feststellen, dass eine kleine Gruppe an Personen auf den beiden Traumastationen an Verschwörungserzählungen glaubten. Eine solche Haltung hat bei uns in der Klinik absolut keinen Platz, auch keine Fortbildungen, die in irgendeiner Art und Weise ein solches Gedankengut beinhalten oder auch nur streifen.»
Weiter erklärte er: «Wir haben Fehler gemacht und das tut uns in aller Form leid. Wir möchten Ihnen versichern, dass wir die aufgedeckten Mängel gemäss den im Bericht vorgeschlagenen Empfehlungen beheben werden.»
Der neue Chef kommt aus dem Tessin
Das wird nun auch die schwere Aufgabe für Rafael Traber sein. Traber ist seit gut zehn Jahren als Ärztlicher Direktor im Tessin tätig, zuerst zwei Jahre lang in der Psychiatrischen Klinik in Mendrisio und seither als Verantwortlicher der gesamten öffentlichen Psychiatrie des Kantons. Er lebt derzeit noch in Lugano.