Ärztegesellschaft bezeichnet Compassana als Marketing

Das Luzerner Kantonsspital investiert in die Plattform Compassana. Die Luzerner Hausärzte sind jedoch skeptisch.

, 30. März 2023 um 09:31
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Nebst offiziellen Bestrebungen wie das elektronische Patientendossier laufen auch verschiedene private Projekte. | Unsplash
Das Luzerner Kantonsspital (Luks) beteiligt sich als erstes öffentliches Spital an der Plattform Compassana, die Patienten, Spitäler, Hausärzte, Labors, Apotheken und andere Akteure miteinander elektronisch verbinden soll.
Auf der Plattform können die Patienten ihre Gesundheitsdossiers verwalten oder bei Beschwerden Rat holen. Neben Compassana arbeiten Anbieter wie «Well» oder die Post mit «Cuore» an ähnlichen Plattformen.
Wie viel die Beteiligung das Luzerner Kantonsspital kostet, ist nicht bekannt. Die Unternehmen haben Stillschweigen vereinbart. Experten rechnen allerdings mit mehreren Millionen Franken. Compassana wird von der Privatklinikgruppe Hirslanden, der Migros-Tochter Medbase und von den Versicherern Swica, Groupe Mutuel und Helsana betrieben.

Ressourcen und Geld sparen

Das Gesundheitswesen müsse effizienter werden, sagt Guido Schüpfer der «Luzerner Zeitung». Heute gebe es zu viele Schnittstellen und das erschwere die Versorgung der Patienten aus einer Hand.
Schüpfer, der die Medizinsteuerung und -koordination leitet, ist überzeugt, dass man dank Initiativen wie Compassana Ressourcen und Geld sparen könne, so Schüpfer, der auch Verwaltungsrat bei Medbase ist. Wenn Compassana nur schon helfe, den Notfall zu entlasten, sei ein wichtiges Ziel erreicht.

Ein neuer Versuch der Kundenbindung?

Die Ärztegesellschaft des Kantons Luzern ist jedoch skeptisch, wie die «Luzerner Zeitung» weiter berichtet. «Die Ärzte sehen das eher als Marketingmassnahme der Beteiligten. Teure und komplexe Kliniksysteme müssen breiter genutzt werden.»
Es sei ein neuer Versuch der Kundenbindung mit elektronischen Gadgets und dem Ziel, «weitere Quellen der Datenbeschaffung rund um den Patienten/Versicherten zu erschliessen».
Bei der Nutzung von Portalen wie Compassana würden sich die Patienten ausserdem eine Selbstbeschränkung auferlegen, zum Beispiel indem sie nur Zugang zu medizinischen Leistungen erhalten, wenn sie das Portal nutzen.
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