38-Stunden-Woche macht gesünder und zufriedener

Im Spital Wetzikon haben die Angestellten in der Pflege plötzlich mehr Zeit. Doch das Spital befürchtet, dass das zu viel kostet.

, 21. Februar 2024 um 10:35
image
Diese Angestellten des Spitals Wetzikon arbeiten nur 38 Stunden pro Woche für ihren Vollzeitlohn. | zvg
Das GZO Spital Wetzikon führte vor knapp zwei Jahren ein neues Arbeitszeitmodell für 260 Pflegefachpersonen im Drei-Schichtbetrieb ein. Die Pflegefachpersonen haben eine 38-Stunden-Woche bei gleichem Lohn. Die drei Schichten bleiben gleich lang, die Pflegenden haben jedoch bis zu 24 zusätzliche freie Tage.
Forschende des Zentrums für nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) der Universität Bern haben nun untersucht, wie sich das neue Modell auswirkt. Es bringt – kurz zusammengefasst – «messbare Verbesserungen».
Die Angestellten sind gesünder, fühlen sich wohler, sind zufriedener mit den Arbeitsbedingungen – und sie haben geringere Absichten, die Stelle oder gar den Beruf zu wechseln.

«Verkürzung allein reicht nicht»

Laut den Autoren belegt die Studie, dass die Arbeitszeitverkürzung eine wirksame Möglichkeit ist, die Belastung der Pflegefachpersonen abzufedern und bessere Rahmenbedingungen für sie zu schaffen.
Studienleiterin Stephanie Moser sagte jedoch, dass kürzere Arbeitszeiten alleine nicht reichten, um die prekäre Situation im Pflegebereich zu entschärfen. «Es ist eine Massnahme in einem möglichen Massnahmenpaket, um den Berufsalltag für die Betroffenen wieder attraktiv und für die Betriebe tragbar zu gestalten.»
Die höhere Zufriedenheit beim Pflegepersonal spürt auch das Spital: Sowohl die Kündigungen als auch die Krankheitstage sind markant zurückgegangen. Im Spital mussten weniger Temporärarbeitskräfte einspringen und es gab stabilere Teams.

Aber ein Problem...

Das Spital gibt aber auch zu bedenken: «Mit den aktuellen Tarifstrukturen ist die Finanzierung des Modells langfristig am GZO jedoch schwierig und deshalb vorerst bis Ende 2024 befristet.»
Erst vor knapp zwei Wochen gab das Spital bekannt, dass es 25 Stellen abbaut. Der Versuch mit der 38-Stunden-Woche wird aber mindestens bis Ende Jahr weitergeführt.
Judith Schürmeyer, COO des Spitals, ist überzeugt vom neuen Arbeitszeitmodell: «Mehr Zeit ist im Gegensatz zu mehr Geld sowohl bei der jungen Generation als auch bei langjährigen Pflegefachpersonen am GZO ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden.»
  • Zur Studie

Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

GZO Spital Wetzikon: Mehrheit der Gemeinden für Millionenkredit

Aber Rüti und Bubikon lehnen die Millionenhilfe für das Spital Wetzikon ab – und stellen dessen Zukunft grundsätzlich infrage.

Vom gleichen Autor

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.