Youtube löscht gefährliche Krebsheil-Videos

Youtube will keine schädlichen Gesundheits-Infos mehr verbreiten und verspricht: «Wir werden riskante Inhalte entfernen».

, 16. August 2023 um 09:03
image
«Broccoli gegen Krebs: Wirkung nachgewiesen!» Solche Anpreisungen will Youtube künftig genau prüfen. | Screenshot Youtube
Künftig will Youtube die haarsträubendsten Gesundheitsempfehlungen löschen, versprechen die Verantwortlichen in ihrer neuen «medizinischen Fehlinformationspolitik».

Riskante Infos zu Krebs und Corona

Denn auf der Plattforme gibt es unzählige riskante Gesundheitsempfehlungen: Es werden immer wieder schädliche Substanzen oder falsche Methoden propagiert – insbesondere gegen Krebs und Corona
Nun will Youtube klarere Regeln aufstellen und die riskantesten Empfehlungen löschen. Aber es folgt gleich eine Einschränkung: Es soll trotzdem weiterhin möglich sein, über unterschiedliche Methoden zu diskutieren.

Nur bei krassem Widerspruch

Youtube will deshalb nur dann eingreifen, wenn Diagnosen, Behandlungen und empfohlene Substanzen in krassem Widerspruch zu den Empfehlungen von offiziellen Gesundheitsbehörden stehen und ein hohes Risiko für die Gesundheit bergen.
Die neuen Richtlinien lauten folgendermassen:
  • Entfernt werden Inhalte, die riskante Vorbeuge-Massnahmen gegen Krankheiten empfehlen, zum Beispiel schädliche Substanzen.
  • Entfernt werden Fehlinformationen zur Behandlung bestimmter Krankheiten, vor allem auch Werbung für schädliche Substanzen oder Praktiken. Damit will Youtube verhindern, dass zum Beispiel Cäsiumchlorid als Mittel zur Behandlung von Krebs angepriesen wird.
  • Youtube will auch keine Leugner mehr zulassen. «Wir werden Inhalte entfernen, die die Existenz bestimmter Gesundheitszustände bestreiten. Dazu gehören Inhalte, die leugnen, dass Menschen an Covid-19 gestorben sind.»

Ab sofort gegen falsche Krebs-Infos

Als erstes will Youtube Fehlinformationen zur Behandlung von Krebs tilgen. Denn Youtube ist sich bewusst: «Wenn Krebspatienten und ihre Angehörigen mit der Diagnose konfrontiert werden, wenden sie sich häufig an Online-Plattformen, um sich über Symptome zu informieren, etwas über die Behandlung zu erfahren und andere Betroffene zu finden.»

Ohne Knoblauch und Vitamin C

Ab sofort werden Inhalte entfernt, die für Krebsbehandlungen werben, die sich als schädlich oder unwirksam erwiesen haben, oder Inhalte, die Patienten davon abhalten, sich professionell medizinisch behandeln zu lassen.
Konkret will Youtube etwa Videos löschen, in denen behauptet wird, dass Knoblauch Krebs heile oder in denen Vitamin C anstelle einer Strahlentherapie propagiert wird.

Playlist von der Mayo-Clinic

Youtube hat sich ausserdem zum hohen Ziel gesetzt, dass hochwertige Inhalte aus glaubwürdigen Gesundheitsquellen problemlos zu finden sein sollen. Deshalb will das Portal gemeinsam mit der Mayo-Clinic eine Liste mit informativen Krebsvideos aus zuverlässigen Quellen erstellen.
  • medikamente
  • youtube
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image
Die Rechtsfrage der Woche

Vitamine und Versprechen: Was beim Verkauf von Nahrungsergänzungs-Mitteln gilt

Nahrungsergänzungsmittel füllen die Regale – in Apotheken, Supermärkten und Online-Shops. Aber viele Werbeversprechen sind unzulässig. Eine juristische Einordnung, wo die Grenzen verlaufen – und was bei der Vermarktung in der Schweiz zu beachten ist.

image

Versorgungssicherheit: Bundesrat kommt mit Gegenvorschlag

Die Volksinitiative zur medizinischen Versorgungssicherheit stösst in Bern auf Verständnis – aber nicht auf Zustimmung. Die Landesregierung präsentiert eine enger gefasste Alternative für mehr Arzneimittelsicherheit.

image

Seltene Krankheiten: Mehr Zulassungen, aber wenig Zusatznutzen bei Orphan Drugs

Über die Hälfte der neuen Medikamente bieten keinen echten Fortschritt. Und kaum je schaffen sie neue Lösungen für seltene Erkrankungen ohne Behandlungsmöglichkeiten.

image

Medikamente: Wo Europas Verteidigung auf der Kippe steht

Antibiotika, Anästhetika, Thrombolytika: Ohne sie bricht auch die Sicherheit eines Landes zusammen. 11 Gesundheitsminister fordern deshalb jetzt eine Arzneimittel-Offensive – mit Verteidigungsgeldern.

image

Swissmedic kennt bereits heute stark vereinfachte Zulassungsverfahren

Warum nicht die Zulassung von patentabgelaufenen Arzneimitteln vereinfachen? Weil es nichts bringt.

image

BAG: Whistleblowing-Plattform soll Missstände aufdecken

Integrität, Transparenz, Weitergabe von Vorteilen: Das Bundesamt für Gesundheit betreibt neu eine Whistleblowing-Plattform, um Verstösse zu melden.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.