Wenn «Social-Media-Challenges» den Notfall zusätzlich belasten

Im Trend liegende «Herausforderungen» auf Plattformen wie Tik Tok oder Instagram bringen auch eine dunkle Seite ans Licht –besonders für Spital-Notfallstationen.

, 13. April 2023 um 05:00
image
Ärzte berichten über gefährliche Vorfälle nach dummen Mutproben. | Unsplash
Sogenannte «Social-Media-Challenges», die auf Plattformen wie Tiktok, Instagram oder Youtube viral gehen, können verheerende Auswirkungen haben, insbesondere für minderjährige Personen. Denn häufig ermutigen diese «Herausforderungen» Kinder und Jugendliche, sinnlose Verhaltensweisen auszuprobieren, die nicht selten in der bereits chronisch überfüllten Notfallstation eines Spitals enden.
In den USA werden solche viralen Trends immer mehr zum Problem, vor denen Spitäler und Behörden warnen. Ein Beispiel dafür ist die «Hot Water Challenge», die dazu auffordert, kochendes Wasser durch einen Strohhalm zu trinken oder es auf schlafende Personen zu giessen.
Ein weiterer Trend ist der «Milk Crate Challenge», bei dem die Teilnehmer versuchen, eine Pyramide aus Milchkisten zu erklimmen, bis sie oben angekommen sind. Ärzte mussten bereits eine Reihe von unnötigen Verletzungen im Zusammenhang mit der Herausforderung behandeln: Schulterverrenkungen, Kreuzbandrisse, gebrochene Handgelenke und Rückenverletzungen.

Poulet in Hustensaft braten

Zu den «Challenges» und Mutproben gehört aber auch der übermässige Gebrauch von Medikamenten, um high zu werden oder zu halluzinieren. Einige Spitäler in den USA berichten immer wieder von jungen Patienten und Patientinnen mit einer gefährlichen Überdosierung.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde hat in der Vergangenheit zudem vor dem gefährlichen Tiktok-Trend «Sleepy Chicken» gewarnt. Dabei wird Pouletfleisch in Fieber- oder Hustensaft gekocht oder gebraten. Das Huhn nimmt dadurch eine andere Farbe an und soll beim Einschlafen helfen, allerdings mit ernsten gesundheitlichen Folgen.
Weitere gefährliche Challenges, wie das Anhalten des Atems («Blackout Challenge») bis zur Ohnmacht oder das Anzünden von Körperteilen («Fire Challenge»), können zu lebensbedrohlichen Zuständen oder kritischen Verbrennungen führen. Immer wieder werden sogar Todesfälle in Verbindung mit solchen «Mutproben» gebracht.

Noch wenig verbreitet in der Schweiz

Auch in der Schweiz berichten immer mehr Notfallmediziner von solchen gefährlichen Vorfällen, wenn auch noch nicht in dem Ausmass wie in den USA, wie eine nicht repräsentative Kurzumfrage unter Notfallmedizinern in Schweizer Spitäler und Kliniken zeigt.
  • spital
  • notfallmedizin
  • tiktok
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.