Dass die Romandie in der Gesundheitspolitik anders tickt, zeigt wieder mal ein kleines Beispiel aus dem Waadtland. Dort beschloss das Kantonsparlament am Dienstag, dass die Regierung die Errichtung eines neuen Spitals prüfen muss. Genauer: Lausanne soll ein Stadtspital bekommen.
Zumindest muss die Kantonsregierung nun eine Abwägung dazu vornehmen und die Chancen in einem Bericht erläutern. Der entsprechende Auftrag des Parlaments wurde mit klarer Mehrheit angenommen:
82 Ja, 14 Nein, 27 Enthaltungen.
Der Antrag kam von bürgerlicher Seite. Konkret reichte ihn die FDP-Vertreterin Florence Gross ein, mitgetragen wurde
das Postulat von Vertreterinnen und Vertretern der SVP und der GLP.
Ihnen ging es vor allem darum, das Lausanner Universitätsspital zu entlasten. Laut dem Monitoring-System des Kantons ist das CHUV seit dem vergangenen Juni ununterbrochen auf der höchsten (und kritischen) Belastungs-Stufe 4. Das spüren die Patienten bei den Wartezeiten und die Angestellten bei der Überlastung.
Das DRG-Argument
Bedeutsam ist dabei – so Florence Gross –, dass das Unispital eben auch die Rolle des Stadtspitals von Lausanne spielt.
Deshalb ist die lokale Bevölkerung mit langen Wartezeiten konfrontiert. Speziell problematisch sei dies, weil viele Behandlungen dabei nach den höheren DRG-Sätzen eines Universitätsspitals erfolgen. Obendrein werde das CHUV abgelenkt von einer Aufgabe – nämlich ein Forschungs- und Ausbildungs-Institut von internationalem Format zu sein.
In der Debatte im Kantonsrat wurde Zürich mit seiner Trennung in Kantons- und Stadtspital als Beispiel genannt, wie
«24 Heures» berichtet. Am Ende fanden sich diverse Flügel zusammen: So stiess die Idee eines weiteren Service-Public-Angebots gerade auch bei der Linken auf offene Ohren.
Wobei allerdings ein Vertreter der Partei der Arbeit davor warnte, dass am Ende das CHUV zugunsten von privaten Anbietern geschwächt werden könnte.