VR-Präsident wehrt sich gegen Vorwürfe

Bernhard Pulver, VR-Präsident der Insel-Gruppe, nimmt in der aktuellen Ausgabe der Jungfrau-Zeitung Stellung zu happigen Vorwürfen an die Adresse der Spitalführung unter Uwe E. Jocham.

, 12. September 2022 um 13:16
image
Bernhard Pulver: «Wir wissen, dass momentan nicht alle mit der Situation zufrieden sind.»
«Der Politiker Knutti geht mit den Insel-Chefs hart ins Gericht.» So lautet der Titel eines Artikels in der aktuellen Ausgabe der in Interlaken produzierten Jungfrau-Zeitung. Damit könnte der Eindruck entstehen, die Vorwürfe seien neu. Tatsache ist aber, dass der Oberländer SVP-Grossrat Thomas Knutti sein Postulat mit dem Titel «Grosse Verunsicherung unter der aktuellen Führung beim Personal des Inselspitals Bern» bereits Mitte Mai eingereicht hat.
Das Postulat fordert die Regierung dazu auf zu überprüfen, ob die Führung des Inselspitals aktuell in den richtigen Händen liege und ob die Gefahr eines «personellen und ideellen Groundings» des Spitals mit dramatischen Auswirkungen auf den Gesundheits- und Wirtschaftssektor des Kantons Bern noch rechtzeitig abgewendet werden könne.
«Eine regelrechte Mobbingkultur»
In der Begründung steht unter anderem, dass bei der ärztlichen Direktion «eine regelrechte Mobbingkultur» herrsche. Wer der Geschäftsleitung in ihren Entscheidungen nicht uneingeschränkt zustimme, werde entlassen oder mit Verwarnungen oder anderen Mitteln zur Kündigung gedrängt.
Der Bergbauer und Berufsfahrer Knutti will zudem wissen. dass der CEO Uwe E. Jocham keine Erfahrung mitbringe, wie ein komplexes Unternehmen wie ein Universitätsspital zu führen sei, das stark auf Forschung und Innovation basiere.
«Völlig deplatziert»
Der grüne ehemalige Regierungsrat Bernhard Pulver, der sich übrigens eine Ständeratskandidatur überlegt, bezeichnet die Anschuldigungen an Führungspersonen als «völlig deplatziert». Er räumt aber auch ein, dass einige Mitarbeitende unzufrieden sind. Er begründet das mit den vielen Änderungen, dem neuen Hauptgebäude, dem neuen Informatiksystem und dem neuen Entschädigungsmodell bei Chefärztinnen und Chefärzten.
«All das führt letztlich zu Veränderungen, welche bei einzelnen Mitarbeitenden Unsicherheiten auslösen», sagt Pulver im Interview. «Wir wissen, dass momentan nicht alle mit der Situation zufrieden sind.» Das sei aber auch normal in diesem Change Prozess, indem sich das Spital befinde. «Es gibt enorm viele Änderungen - nicht nur im Inselspital, sondern auch in der Gesundheitspolitik.»
Doch laut Informationen von Medinside ist die Unzufriedenheit vor allem im obersten medizinischen Kader festzustellen. Ihnen werden neu keine Honorare bezahlt, sondern fixe Löhne. Wer hat schon Freude, wenn ihm der Lohn gekürzt wird? Zudem ist daran zu erinnern: Es ist eine Forderung des Grossen Rates des Kantons Bern, keine mengenabhängige Entschädigungen mehr auszuzahlen.
  • spital
  • insel gruppe
  • bernhard pulver
  • uwe e. jocham
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

«Unangemessenes Verhalten»: Insel trennt sich von Klinikdirektor

Nach schwerwiegenden Vorwürfen zieht die Insel Gruppe Konsequenzen und entbindet einen Klinikdirektor mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

Das Kostenfolgemodell im Zentrum des Kostendämpfungspaket

Interpharma reagiert scharf auf die Veröffentlichung des Vernehmlassungsverfahrens zum Kostendämpfungspaket.

image

Bagatellgebühr ist keine Bagatelle mehr

In der bevorstehenden Wintersession entscheidet das Parlament nicht einfach über die Gebühr für Bagatellfälle, sondern über die Gebühr für alle Behandlungen im Spitalnotfall ohne entprechende Überweisung.

image

Von Herzen II: Thierry Carrel blickt zurück

Mit seinem zweiten Buch zieht der Freiburger Herzchirurg Bilanz. Persönlich, kritisch – und musikalisch begleitet vom Klang eines Alphorns.