Spitäler: Mehr Geld für das Verwaltungspersonal

Hier stieg der Aufwand zuletzt drastischer als beim medizinischen Personal – zumindest bei grossen Anbietern. Das wirft Fragen auf.

, 7. Januar 2024 um 23:00
image
Symbolbild: Benjamin Child on Unsplash
Die Spitäler geben heute deutlich mehr aus für ihr Verwaltungspersonal als noch vor einigen Jahren: Dies meldet der «Blick» nach Einsicht in die Zahlen wichtiger Häuser: «Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 hat der Lohnaufwand für die Administration bei vielen grossen Gesundheitsversorgern überproportional zugenommen.»
Und vor allem: Die Ausgaben für die Support-Jobs stiegen viel steiler als jene für das medizinische Personal.
  • Beim Kantonsspital St. Gallen sei der Personalaufwand von 2019 bis 2022 gesamthaft um 7,6 Prozent gewachsen. Doch die Gehaltskosten des Verwaltungspersonals stiegen dabei um 29 Prozent – verglichen mit Ärzteschaft und Pflegepersonal also deutlich überproportional.
  • Ähnlich die Insel Gruppe: Dort stieg der Personalaufwand in der Administration seit 2019 um 12,7 Prozent – während der Aufwand für das Pflegepersonal um 3,7 Prozent zulegte.
  • Und auch beim Universitätsspital Zürich stieg der Aufwand fürs administrative Personal überdurchschnittlich.
Alle drei Häuser erklären dies gegenüber dem «Blick» mit vorübergehenden Massnahmen – mit Umstrukturierungen und baulichen Projekten (USZ); mit «strukturellen Grossprojekten», etwa in der Informatik (KSSG); mit Aufgaben wie der Einführung des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems (Insel Gruppe).
Also alles nur provisorisch? Tatsächlich stehen viele Spitäler vor dem Dilemma, dass sie heute in die Digitalisierung und in Bauprojekte investieren müssen, um morgen die Kosten zu drücken – und das heisst auch: Mehr Verwaltungsaufwand, um später einmal weniger Kosten zu haben.
Eine Kernfrage wird dabei sein, ob diese Effizienzgewinne an Ende auch wirklich «geerntet» werden können. Eine Masterarbeit der ZHAW kam dabei übrigens zu einem warnenden Ergebnis: Da zeigte eine Befragung von Spitalprofis, dass die Hoffnungen häufig enttäuscht werden. «Oftmals gelingt keine konsequente Einführung neuer Abläufe, Technologien oder Prozesse, da sich bei der Implementierung herausstellt, dass die Lösung die medizinischen Berufsgruppen nicht tatsächlich entlastet.» (Attinger, Jacob, Röllin, «Last des administrativen Aufwands in Kliniken und Spitälern», Masterarbeit ZHAW, Juli 2021).
Die zweite Frage, die nun aber im Raum steht: Bedeutet der deutliche Anstieg des Administrativ-Personal-Aufwands, dass in diesem Bereich die Löhne massiv erhöht wurden? Viel klarer jedenfalls als in der Pflege und bei den Medizinern? Denn im letzten Jahrzehnt stieg der (mengen- beziehungsweise stellenmässige) Anteil der Supportfunktionen kaum an. Die Quote pendelte um rund 30 Prozent – auch 2021 noch, dem letzten Jahr der BAG-Spitalstatistik.
  • spital
  • KSSG
  • USZ
  • Insel Gruppe
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Der SGAIM Teaching Award 2024 geht an Steffen Eychmüller

Der Preisträger arbeitet am Inselspital, lehrt in Bern und engagiert sich seit Jahren bei der Formung des Curriculums der Palliativmedizin.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Thierry Carrel gründet Unternehmen: Carrel Cardio Consulting

Der ehemalige Chefarzt und Klinikleiter arbeitet nun als selbstständiger Chirurg mit Sprechstunden im Bern.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.