So reissen Schneesportler Löcher in die Kassen der Schweizer Spitäler

Rund drei Millionen Sportlerinnen und Sportler zieht es im Winter in die Berge. Leider kommt es immer wieder zu Unfällen, deren Behandlungen teils unbeglichen bleiben.

, 14. Februar 2023 um 15:08
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Symbolbild Freepik
Die Skisaison erlebt ihren Höhepunkt. Viele Gebiete vermelden Pulverschnee bei optimalem Wetter. Das lockt unzählige Schneesportlerinnen und -sportler auf die Pisten, einheimische wie auch Gäste aus dem Ausland.
Bei Unglücken spielt Geld zunächst keine Rolle. Personen, die verunfallen, werden gerettet, operiert und gepflegt. Dafür muss weder eine Vorauszahlung noch eine Kostengutsprache der Versicherung geleistet werden.
«Wir haben eine Aufnahmepflicht», wird Gabriela Vrecko, Mediensprecherin der Berner Oberländer Spitalgruppe FMI (Frutigen, Meiringen, Interlaken) im «Tages-Anzeiger» (Abo) zitiert.
Nur bei sogenannten Wahleingriffen, die auch zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden können, müssen Patientinnen und Patienten erst die Zahlung sicherstellen.
In allen anderen Fällen leisten die Kliniken zunächst Hilfe und rechnen im Nachhinein ab, wie Damian Roman vom Kantonsspital Graubünden (KSGR) gegenüber der Zeitung erklärt.

Nicht alle bezahlen

Das Problem: Nicht alle Patientinnen und Patienten bezahlen. Das KSGR verzeichnet jährlich Zahlungsausstände von 200'000 bis 500'000 Franken. Ein Teil davon lässt sich teils Jahre später noch eintreiben, allerdings bei weitem nicht alles. Bei den FMI-Spitälern bleiben im Schnitt rund vier Prozent der ins Ausland verschickten Rechnungen unbezahlt.
Das Verlustrisiko ist nicht über all gleich: Während im Berner Oberland die Zahlungsausstände in letzter Zeit abgenommen haben sollen, stellt man in Chur eine eher steigende Tendenz fest.

Spital Oberwallis beklagt Verluste

Auch das Spitalzentrum Oberwallis verzeichnet einen permanent steigendes potenzielles Verlustrisiko. Dem begegne man, indem man die Zahlungssicherung ständig optimiere und verfeinere, sagt Finanzchef Diego Henzen gegenüber der Zeitung.
In rund 200 Fällen pro Jahr schaltet das Spitalzentrum Oberwallis ein Inkassobüro ein. Dies läuft bei etwa der Hälfte der Fälle erfolgreich. Bei Patientinnen und Patienten aus Nicht-EU-Ländern kommt es laut Henzen zu deutlich mehr Ausfällen als bei EU-Bürgerinnen und -Bürgern.

Falsche Personalien

«Praktisch unmöglich» ist das Nachinkasso gemäss Damian Roman in arabischen Staaten. Zum Teil würden auch falsche Personalien angegeben.
Doch auch Schweizerinnen und Schweizern sollen nicht immer zahlungsfreudig sein. Dieser Anteil habe in den letzten Jahren spürbar zugenommen, so Gabriela Vrecko von den FMI-Spitälern. Meist gehe es um Hotellerieleistungen und Transporte.
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