Einerseits drängt die Zeit, das Geld rinnt heraus – andererseits treten die Volksvertreter auf die Bremse: Dies in etwa die Lage der Zürcher Stadtspitäler, nachdem die zuständige Kommission des Gemeinderats
vor zwei Wochen die Spitalstrategie des Stadtrates versenkt hat.
Die Idee, die defizitären Stadtspitäler Waid und Triemli zusammenzulegen, drohte damit auf eine sehr lange Bank zu geraten. Die Parlamentarier verlangten diverse Antworten – etwa zu den finanziellen Rahmenbedingungen für die Spitäler, zu Lösungen für das strukturelle Defizit, zur geplanten Rechtsform.
«Kostensenkendes Verdichtungskonzept»
Die Stadtregierung hat nun rasch reagiert und – in einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz – ein neues Programm vorgelegt:
«Stadtspital Zürich 2020». Es enthält diverse Sofortmassnahmen. Wobei sich ein Kern darum dreht, diverse Abteilungen und Ableger des Triemlispitals zusammenzulegen.
Die Rede ist von einem «kostensenkenden Verdichtungskonzept» für das Stadtspital Triemli. Das heisst: Zum «Kernspital» gehören das Bettenhaus, ein geplanter Behandlungstrakt und der alte «Turm» aus den 1970er Jahren; alle anderen Gebäude werden nicht mehr durch das Spital betrieben.
Die Stadt verzichtet damit auf geplante Ausweitungen bei der Augenklinik und der Frauenklinik; sie waren noch Ende September
angekündigt worden.
Rehaplan bleibt
Die Augenklinik bleibt damit am jetzigen Standort, und die Frauenklinik wird ins Kernspital integriert. Was mit dem Gebäude der Maternité geschieht – worin sich heute die Frauenklinik befindet –, ist noch offen. Wie der neue Triemli-Direktor André Zemp erläuterte, sei die Klinik in sich nicht rentabel, selbst wenn es die sechsgrösste Frauenklinik der Schweiz sei: Durch ihre ausgelagerte Rolle habe sie letztlich den Charakter eines kleinen Spitals. «Wir wollen sie darum so rasch wie möglich ins Kernspital integrieren.»
Fortgesetzt – und als Teil des Kernspitals definiert – ist das Projekt für ein ambulantes Operationszentrum. Hier soll der Baustart 2021 erfolgen. Und unbestritten ist auch der Plan, auf dem Triemli-Gelände ein Rehazentrum einzurichten, das dereinst von den Kliniken Valens betrieben wird.
Unbestritten: Der Zusammenschluss
Welche finanziellen Auswirkungen die erwähnte «Verdichtung aufs Kernspital» haben könnte, wollten die Verantwortlichen nicht beziffern. Aber klar ist, dass damit einerseits – zuvor geplante – Investitionskosten gestrichen werden. Und dass andererseits die Anlage- und Betriebskosten deshalb dereinst tiefer liegen sollen.
Die Stadtregierung bleibt aber dabei, dass die beiden Stadtspitäler Waid und Triemli zusammengefasst werden sollen – unter einer Leitung. Wobei die zuständige Gesundheits-Vorsteherin Claudia Nielsen allerdings nicht von einer Fusion sprechen wollte.
Von einer Behörde zu einer Anstalt
Und zwar soll dieses neue «Stadtspital Zürich» dereinst als öffentlich-rechtliche Anstalt geführt werden; heute sind Triemli und Waid einfach Teil der Verwaltung.
In der neuen Form würden die Spitäler mit Kapital ausgestattet, und sie bekämen die Immobilien im Baurecht. Das Triemlispital – das derzeit bei der Stadt Schulden im Umfang von 640 Millionen Franken hat – bekäme wohl ein Grundkapital von 400 Millionen Franken, deutete der Triemli-Direktor Zemp an.
Tarmed-Eingriff: Minus 10 Millionen
«Damit können die unternehmerischen Entscheide rasch getroffen werden», so André Zemp, «und das ist bei der heutigen Dynamik im Spitalwesen entscheidend.»
Als Beispiel der verschärften Rahmenbedingungen nannte er die aktuelle Einnahmen-Situation: Der Tarmed-Eingriff des Bundesrates dürfte beim Triemli zu Ertragsausfällen von rund 10 Millionen Franken führen; und die von der Kantonsregierung geschaffene Liste von Operationen, die nur noch ambulant durchgeführt werden sollen, dürfte ihrerseits zu Ausfällen von rund 3 Millionen Franken führen.
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