Zürcher Studie: Wie gebrochene Herzen mit Krebs zusammenhängen

Eine aktuelle Studie von Ärzten um das Zürcher Unispital (USZ) deutet auf eine Verbindung zwischen dem Broken-Heart-Syndrom und Krebs hin – auch Brustkrebs.

, 19. Juli 2019 um 07:03
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Einer von sechs Menschen, die am Broken-Heart-Syndrom leiden, ist zusätzlich an Krebs erkrankt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie um Christian Templin von der Klinik für Kardiologie vom Universitätsspital Zürich (USZ).
Die häufigste festgestellte Art war dabei Brustkrebs, gefolgt von Tumoren, welche das Magen-Darm-System, die Atemwege, die inneren Geschlechtsorgane oder die Haut betrafen. 
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«Journal of the American Heart Association» (JAHA).
Patienten mit Malignität waren der Analyse zufolge im Schnitt älter (69.5 Jahren, 87.6 Prozent weiblich) und es waren eher physische Auslöser zu beobachten, aber weniger emotionale Triggers als Patienten ohne Krebserkrankung. Zu den physischen Auslösern zählen beispielsweise medizinische Eingriffe oder physische Traumata.

Grössere 5-Jahres-Mortalitätsrate

Betroffene haben ausserdem eine geringere Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach dem Auftreten der Krankheit zu überleben. «Die Bösartigkeit eines Tumors und dessen Behandlung können eine Takotsubo Erkrankung begünstigen», sagt Templin. Die Daten stammen von über 1'600 Patienten aus dem internationalen Takotsubo Register.
Das Broken-Heart-Syndrom, auch als Syndrom des gebrochenen Herzens bezeichnet, ist eine Funktionsstörung des Herzmuskels, die ähnliche Beschwerden wie ein Herzinfarkt aufweisen. Es wird durch emotionalen oder physischen Stress ausgelöst. Bei diesen Patienten sollte, so die Empfehlung der Mediziner, ein angemessenes Screening auf Malignität in Betracht gezogen werden.

Mehr Forschung nötig

Um die Verbindung zwischen Krebs und dem Syndrom besser zu verstehen, benötigt es nun weitere Forschungsanstrengungen, wie die Studienautoren im Fachmagazin «Journal of the American Heart Association» weiter schreiben. Aufgrund der Studie sei zudem die Frage nach der potentiellen Kardiotoxizität von Chemotherapien zu erforschen.
Die Klinik für Kardiologie am Zürcher Unispital  gilt weltweit als führend in der Behandlung und Forschung zum Broken-Heart-Syndrom. Unter der Leitung des Kardiologen Christian Templin wurde im Frühling erstmals Nachweise erbracht, dass funktionelle Veränderungen im Gehirn existieren, die in Zusammenhang mit der Erkrankung stehen.
Victoria L. Cammann et al. «Clinical Features and Outcomes of Patients With Malignancy and Takotsubo Syndrome: Observations From the International Takotsubo Registry», in: ««Journal of the American Heart Association», Juli 2019.
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