Wie halbiert man die Ausfälle des Pflegepersonals?

Ganz einfach: Durch Trage-Hilfen. Und wie versorgt man abgelegene Gebiete mit Medikamenten? Per Automat. Wir haben weitere Ideen gefunden, die auch die hiesige Gesundheitsbranche inspirieren könnten. Und im Film: Drohnen als Arznei-Transporter.

, 22. Juli 2015 um 08:37
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Wie schafft man es, dass die Kinder konsequent geimpft werden? 

Die Antwort einer hessischen Ärztin lautet: Indem man auch die Erwachsenen in der Familie mitimpft. Diese Idee im Kampf gegen die Impfmüdigkeit wurde der Praxis von Dr. Stefanie Diehl konsequent umgesetzt. Heute untersucht das Team der Kinderärztin stets auch den Impfstatus von allen Familienmitgliedern, so berichtet die «Ärztezeitung».
Fehlen wichtige Schutzimpfungen, so wird umfassend aufgeklärt, mit dem Ziel, das Einverständnis für die gesamtfamiliäre Impfung zu erreichen.
Das Ziel war ursprünglich ein tieferes Ansteckungsrisiko für ihre kleinen Patienten. Aber inzwischen ist die Impf-Praxis in der hessischen Stadt Istha zum Selbstläufer geworden.

Wie kommt das Medikament zum Patienten? 

Zum Beispiel durch einen Automaten. In der Gegend von Aberdeen in Schottland wurde jetzt der erste «Pharmacy Kiosk» eingeführt, mit dem künftig abgelegene Gegenden versorgt werden sollen. Die Kunden haben bei diesem Gerät zwar Kontakt mit wirklichen Apothekern, aber diese befinden sich woanders – etwa in der Stadt – und beraten über Bildschirm.
Eingebaut ist auch ein «Prescription Scanner», also ein Lesegerät für die Rezepte. Das Gerät selbst ist allerdings in der Lage, die Medikamente nach Freigabe durch den Apotheker selber gleich vor Ort auszugeben – oder die Patienten können sich das OTC-Mittel nach dem Selekta-Prinzip anwählen.

Wie kommt ein Kleinstädtchen zur genügenden Ärzteversorgung?

Durch einen Bildschirm. Nach diesem Prinzip ging das finnische Städtchen Hameenlinna vor: Die Gemeindebehörden haben dort ein Telemedizin-Angebot eingerichtet, das auch die Daten des persönlichen Patientendossiers berücksichtigt (welches in Finnland 2012 eingeführt wurde).
Bekanntlich sind die Fern- und Tele-Diagnostik auch eine etwas heikle Sache. In diesem «elektronischen Ärztedienst» von Hameenlinna gibt der Patient einerseits seine persönlichen Angaben ein, er gibt auch Einblick in die notwendigen Angaben seines Patientendossiers – und kurz darauf erhält er einen Diagnosevorschlag, versehen mit Ratschlägen. Etwa der Aufforderung, zuhause zu bleiben oder den Arzt aufzusuchen oder gar eine Notfallstation anzusteuern. Wo es nötig und sinnvoll erscheint, können die Ärzte des virtuellen Zentrums auch Online-Rezepte ausstellen.

Wie senkt man die Krankheitsfälle beim Pflegepersonal? 

Durch Patienten-Lifter. Ein bemerkenswertes Phänomen registrierte das Bodelschwingh-Pflegeheim im deutschen Weinheim: Dort wurden vor vier Jahren alle Patientenzimmer mit Deckenschienen ausgestattet, 73 Lifter stehen jetzt zur Verfügung; sie sind in der Lage, Patienten in allen Lagen zu heben. Hinzu kamen weitere Investitionen im Umfang von 250'000 Euro, um die körperliche Belastung des Pflegepersonals zu senken – etwa durch Aufsteh- und Anziehhilfen.
Und was geschah? Die Zahl der Krankheitsmeldungen sank auf weniger als die Hälfte. In Zahlen: Die durchschnittliche Ausfallquote sank von 5,9 auf 2,4 Prozent – was sich zu einem Teil natürlich mit der grösseren Schonung des Rückens erklärt. Zugleich habe sich auch die Pflegequalität verbessert, recherchierte das Fachorgan «Die Pflegebibel».

Wie kommt die Arznei ins Spital? 

Vielleicht schon bald über die Luft. Firmen wie Amazon oder auch die Schweizer Post haben es ja schon angekündigt: Bald wollen sie ihre Päckchen per Drohne versenden.
Aber bis heute wurde noch niemals ein wirkliches Paket über so ein Luft-Maschinchen ausgeliefert – bis Ende letzter Woche. Da hob eine Drohne im US-Bundesstaat Virginia ab. Sie lieferte Medikamente von einem Flugplatz in eine etwa 45 Kilometer entfernte Klinik.
Eine Idee der Entwickler: Drohnen-Belieferung mit Medizin in abgelegenen Gegenden, in Notfall- und Katastrophen-Situationen – dies könnte viel eher ein realistisches Szenario sein als ein Päckli-Service mit Büchern in der Grossstadt.
Hier können Sie mitfliegen:

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