Weshalb Hplus die 50 Franken nicht will

Für den nationalen Spitalverband Hplus ist eine Gebühr für Bagatellfälle nicht die ideale Lösung, um die Notfallstationen zu entlasten.

, 14. Juli 2022 um 11:18
image
  • hplus
  • spital
Was tun, um den überlasteten Spitalnotfall zu entlasten? Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich appelliert an die Bevölkerung, bei Absenzen der Hausärztinnen das Aerztefon zu konsultieren, statt den überlasteten Spitalnotfall aufzusuchen. 
Im gleichen Communiqué stellt sich die Gesundheitsdirektion auf den Standpunkt, dass eine Gebühr bei Bagatellfällen eine Entlastung der Notfallstationen bringen könnte.  
Im Kanton Zürich ist eine entsprechende Motion hängig. Freilich lässt sich eine solche nicht auf kantonaler Ebene einführen. Das verstiesse gegen Bundesrecht. «Damit die kantonsrätliche Motion gesetzeskonform umgesetzt werden kann, müsste daher zuerst eine nationale Grundlage geschaffen werden», steht im Communiqué
Ein entsprechender Prozess befindet sich in der Pipeline, nur dass sie ziemlich verstopft ist. Wie hier auf Medinside berichtet, soll die entsprechende parlamentarische Initiative abgeschrieben werden. Das beschloss am 20. Mai 2022 die vorberatende Kommission des Nationalrats, nachdem sie im Juli 2018 das Ansinnen noch gutgeheissen hatte.

Warum Hplus dagegen ist

Bei einer oberflächlichen Betrachtung könnte man den Eindruck gewinnen, die Spitäler hätten ein Interesse an einer solchen Gebühr. Das scheint nicht der Fall zu sein. «Hplus hat sich stets gegen die Einführung einer Notfallgebühr gewehrt, welche vor allem die Ärmsten, alte Personen sowie chronisch Kranke belasten würde.» Das schrieb Hplus vor Jahresfrist in seinem Bulletin.
Wer aus Angst vor einer Gebühr seinen schlechten Zustand zu lange ignoriere und auf den Spitalnotfall verzichte, setze sich gegebenenfalls gesundheitlichen Risiken aus. «Patientinnen und Patienten mit einer Gebühr abzuschrecken, würde auch bedeuten, die freie Arzt- und Spitalwahl einzuschränken», schreibt Hplus weiter. Eine Folge könnte zudem sein, dass Betroffene vermehrt stationäre Behandlungen verlangten, um die Gebühr zu umgehen.
Im Weiteren stellt sich Hplus auf den Standpunkt, die Verrechnung einer Notfallgebühr würde für die Spitäler einen zusätzlichen administrativen Aufwand bedeuten.

Was sinnvoller wäre

Andere Ansätze seien sinnvoller: Bereits heute würden Spitaleintritte vermehrt nach Schweregrad eingeteilt. Zudem würden mehr und mehr medizinische Anlaufstellen in Zentrumsnähe eröffnet. Laut Hplus sind das Massnahmen, die weiterentwickelt werden sollten.
Der via Communiqué verbreitete Aufruf der Zürcher Gesundheitsdirektion ist übrigens auch vom Verband der Zürcher Krankenhäuser (VZK) unterzeichnet worden. Was hält also der VZK von einer Gebühr bei Notfällen? «Das ist ein politischer Entscheid. Dazu äussern wir uns nicht.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

«Genau: Das Kostenwachstum ist kein Problem»

Für FMH-Präsidentin Yvonne Gilli ist klar: Es braucht Kostenbewusstsein im Gesundheitswesen. Aber es braucht keine Kostenbremse-Initiative.

image

«Kein Mensch will Rationierungen»

Für Santésuisse-Präsident Martin Landolt würde die Kostenbremse-Initiative nicht zu Qualitätsverlust führen. Solange die Bundespolitik ihre Hausaufgaben macht.

image

«Die Spitäler sind selber schuld»

Santésuisse-Präsident Martin Landolt über defizitäre Spitäler, den Tardoc-Streit, ambulante Pauschalen und unnatürliche Kooperationen.