Wem nützt die Stimmungsmache mit Ärztelöhnen?

Vor allem jenen, die politische Mehrheiten für gedeckelte Amtstarife im Gesundheitswesen anstreben. Dies sagt Jürg Schlup, der Präsident des grössten Schweizer Berufsverbandes der Ärzte (FMH).

, 6. Dezember 2018 um 13:52
image
  • globalbudget
  • fmh
  • ärzte
  • praxis
  • politik
Im aktuellen Editorial der «Schweizerischen Ärztezeitung» nimmt Jürg Schlup erneut Stellung zur aus seiner Sicht politisch inszenierten Skandalisierung von Ärzteeinkommen. Dabei stellt der Präsident der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH die Frage, wem die Stimmungsmache mit Ärztelöhnen nützt?
Schlup liefert auch gleich die Antwort: «Vor allem jenen, die politische Mehrheiten für gedeckelte Amtstarife im Gesundheitswesen anstreben». So wie es das aktuell vernehmlasste Kostendämpfungspaket im Departement von Alain Berset vorsehe. Geplant ist bekanntlich die Tarifpartner zu verpflichten, die Kosten zu steuern – nach den Vor­gaben und mit subsidiärer Kompetenz des Bundes.

Kostenbremse, Globalbudget

Vorgesehen ist laut Schlup vorab, «eine akzeptable, d.h. gerechtfertigte Kostensteigerung zu definieren». De facto sei das ein Budget, das nicht überschritten werden dürfe. Erfolge dennoch eine Überschreitung des Budgets, werde diese mit einer «Anpassung der Tarife» sanktioniert.
Der Präsident der Ärzteverbindung wird konkret: «Einige haben es noch nicht realisiert: Damit liegt ein Gesetzesentwurf über ein Globalbudget per degressiven Tarif vor». Und dessen politische Chancen steigen ihm zufolge, wenn Ärzteeinkommen als masslos überzogen und regulierungsbedürftig gelten.

FMH warnt vor den negativen Folgen

Doch welche realen negativen Folgen eine solche Budgetierung der ärztlichen Ver­gütung – und damit auch der ärztlichen Versorgung – haben könne, zeige ein Blick auf Deutschland, so Schlup. In der Tat: Vor allem das Beispiel mit Günter Krause sorgte für Aufsehen. Der 38-jährige Arzt wollte aus Protest seine Zulassung verbrennen (hier noch einmal nachzulesen).
Es gibt aber auch auf Medinside immer wieder kritische Kommentare von Ärzten, die vor einer Kostenbremse warnen. So schrieb vor kurzem ein Arzt aus dem Kanton Aargau, der 12 Jahre in Deutschland praktizierte: «Ich befürchte die budgetunerfahrenen Ärzte können sich das Grauen des Arztalltages in Deutschland gar nicht wirklich vorstellen». Er hoffe, dass die Katastrophe Global-Budgetierung der Schweiz erspart bleibe.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Arzt & Co.: Das Kinderarzthaus wird erwachsen

Die neu gegründete Firma Arzt & Co. eröffnet eine erste Hausarztpraxis in Baden. Sie ist ein Schwesterunternehmen der Kinderarzthaus-Gruppe.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.

image

Zürich bekommt eine neue Kantonsärztin, Appenzell sucht eine

Franziska Kluschke tritt im Februar in die Fussstapfen von Christine Maier.

image

Nidwalden: Praxisassistenz für die Pädiatrie

Assistenzärzte des Luzerner Kantonsspitals erhalten die Möglichkeit zu sechsmonatigen Einsätzen im Nachbarkanton.

image

Bundesrat obsiegt gegen Tarifpartner - aber nur knapp

Die Laborkosten steigen und steigen. Das Problem ist nicht der Tarif. Es ist die Menge.

image

Nationalrat: «Tut etwas gegen den Ärztemangel»

Gegen den Willen des Bundesrats verlangt das Gremium nun entsprechende Gesetze.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.