Warum die Pflege das Essen kontrollieren sollte

Ein tragischer Fall vor Gericht zeigt: Pflegepersonen müssen immer sicherstellen, dass die Vorgabe für die Patienten-Mahlzeiten eingehalten wird.

, 13. August 2020 um 07:02
image
  • spital
  • kantonsspital baden
  • pflege
Am Kantonsspital Baden (KSB) war es vor drei Jahren zu einem vielleicht vermeidbaren Todesfall gekommen: Ein 76-jähriger Mann mit Schluckstörungen erstickte am Mittagessen. Es folgte eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung, die das Bezirksgericht Baden diese Woche beurteilen musste.
Das Gericht hat die zuständige 56-jährige Pflegeperson vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung nun aber freigesprochen. Die «Aargauer Zeitung» berichtet detailliert über den Fall. Die erfahrene Berufsfrau hätte zwar aus Pflichten der Sorgfalt die Krankenakte studieren und sehen müssen. Darin stand: Der Patient muss das Essen in pürierter Form erhalten und sollte beim Essen überwacht werden. Der Freispruch erfolgte, weil sich der Tod des Mannes laut zwei rechtsmedizinischen Gutachten aber nicht sicher hätte vermeiden lassen.

War als temporäre Aushilfspflegerin angestellt

Der Anwalt der deutschen Pflegeperson sagte laut Zeitung vor Gericht, sie sei nur temporär beim KSB angestellt gewesen. Der Fall habe sich an ihrem siebten Arbeitstag ereignet. Und er kritisierte, die Einarbeitung seiner Mandantin sei mangelhaft und unvollständig gewesen. So habe ihr niemand gesagt, dass sie für Essensbestellung und -kontrolle zuständig sei.
Das Kantonsspital hat inzwischen auf das tragische Ereignis reagiert: «Wir haben den Prozess der Essensbestellung und -verteilung überprüft und in der Folge neue Bettenschilder mit Farbcodierungen zur Verbesserung der Sicherheit eingeführt», sagt KSB-Sprecher Omar Gisler der AZ. Zudem gebe es nun eine Doppelkontrolle, bevor das Essen serviert werde. Und bei den Schulungen weise das Spital seine Mitarbeitenden noch intensiver auf potenzielle Gefahren hin.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.