Warum das Outfit bei Ärzten eine wichtige Rolle spielt

Die Kleidung von Ärztinnen und Ärzten kann sogar den Behandlungserfolg beeinflussen. Dies zeigt eine Umfrage am Universitätsspital Zürich (USZ).

, 30. Juli 2019 um 12:23
image
In einer Studie untersuchte ein Forscherteam am Universitätsspital Zürich (USZ), welche Kleidung von Ärztinnen und Ärzten bei den Patienten im Spital am besten ankommt. Klar ist: Das Erscheinungsbild wird von den Patienten durchaus wahrgenommen – teils bewusst, teils unbewusst. 
Weil es sogar Auswirkungen auf den Erfolg der Behandlung haben könne, lohne es sich, die Kleidung gezielt an das Umfeld und die damit verbundenen Erwartungen der Patienten anzupassen, sagt Hugo Sax, Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich (USZ).

Im Spital ist weiss noch immer top

Tritt ein Arzt etwa sehr formell auf, traut sich ein Patient möglicherweise nicht, Probleme von sich aus anzusprechen, bei einem legeren Outfit werden hingegen Anweisungen zur Medikamenten-Einnahme weniger strikt befolgt. 
Im Vergleich der verschiedenen Erscheinungsbilder ist die Kombination aus einem weissen Oberteil und traditionellem Ärztekittel die bevorzugte Variante. Sie schnitt zudem insgesamt über alle Kategorien «Vertrauen», «Zugänglichkeit», «Fürsorglichkeit» und «Fachkompetenz» am besten ab. 

Über 800 Patienten befragt

Die Studie am USZ erhärtet die Resultate von 30 vergleichbaren Studien, die das Forscherteam um Hugo Sax zusätzlich zu der Umfrage systematisch auswertete. Auch dort zeigte sich aus den Befragungen, dass die Kleidung grossen Einfluss auf die Beziehung von Arzt und Patient hat.
Für die Untersuchung befragte ein Team der Spitalhygiene Patienten der Ambulatorien für Dermatologie, Neurologie und Infektionskrankheiten am USZ. Über 800 Patienten haben den standardisierten, anonymen Fragebogen mit Bildern einer Ärztin und eines Arztes in verschiedenen Kleidungskombinationen ausgefüllt. 

Hausärzte tragen informelle Kleidung

In den USA tragen Mediziner eher formelle Kleidung, Männer häufig Hemd und Krawatte unter dem Kittel, während die Pflegenden in simplen, farbigen Oberteilen so genannten «Scrubs» arbeiten. In der Schweiz trägt medizinisches Personal in den Spitälern ausserhalb des OP-Bereichs traditionell weiss.
In Hausarztpraxen wird zunehmend Farbiges getragen, und wenn weiss, dann eher ein T-Shirt. Der Ärztekittel ist dort inzwischen fast eine Seltenheit. Ob sich dieser Trend zu informellerer Kleidung in Hausarztpraxen ähnlich positiv auswirkt wie die weisse Kleidung im Spital, wurde bisher aber nur vermutet und nicht untersucht. 
Zollinger M., Houchens N., Chopra V. et al. «Understanding patient preference for physician attire in ambulatory clinics: a cross sectional observational study.» «BMJ» open, Mai 2019. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

J&J und der Health Science Club: Brücke zwischen Industrie und Wissenschaft

Johnson & Johnson fördert die nächste Generation von Healthcare-Innovatoren durch eine enge Zusammenarbeit mit Studierendenorganisationen der ETH Zürich und der Universität Zürich.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.