Warum Balgrist eine Intensivstation braucht

Wegen Corona hat die Universitätsklinik Balgrist die neue Intensivstation früher in Betrieb genommen als geplant. Covid-19-Patienten mussten noch keine betreut werden.

, 19. August 2020 um 22:08
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Im vergangenen März, also mit dem Beginn der Corona-Krise, hat die Zürcher Universitätsklinik Balgrist ihre Intensivstation (IPS) in Betrieb genommen. Um sich für den drohenden Ansturm schwer erkrankter Covid-19-Patienten zu rüsten? «Ja und Nein», sagt Franziska Ingold, Leiterin Kommunikation. 
Ja, was den Zeitpunkt betrifft. Nein, weil der Entscheid bereits nach Amtsantritt von Professor Mazda Farshad gefallen war, eine Intensivstation zu schaffen. Farshad hat vor drei Jahren Christian Gerber als medizinischen Spitaldirektor abgelöst, der die Klinik über zwei Jahrzehnte entscheidend geprägt hatte. 

Inbetriebnahme vorverschoben

Ursprünglich war die Inbetriebnahme der IPS für Mai 2020 geplant – gleichzeitig mit der Eröffnung der Tagesklinik, die über fünf Kojen und drei Behandlungsliegen verfügt. In der Tagesklinik können ambulante Patientinnen und Patienten, die bis anhin auf den Stationen untergebracht waren, nun bedarfsgerecht behandelt werden. 
Wegen der Corona-Pandemie ist nun die Intensivstation früher in Betrieb genommen worden, um die Aufnahme allfälliger Covid-19-Patienten zu gewährleisten. Bisher kam es an der Universitätsklinik Balgrist aber nicht dazu.

«Wir machen universitäre Orthopädie»

Die Frage drängt sich auf: Weshalb braucht eine auf Orthopädie spezialisierte Klinik eine Intensivstation? «Wir machen universitäre Orthopädie, und deshalb brauchen wir eine Intensivstation, um die immer komplexer werdenden Fälle behandeln zu können», wird Professor Farshad im hauseigenen Bulletin zitiert.
Bisher verfügte die Universitätsklinik Balgrist im Intensivpflegebereich über vier IMC-Plätze, wo Patientinnen und Patienten mit einem hohen Überwachungs- und Betreuungsaufwand versorgt werden konnten. IMC steht für Intermediate Care. 

Die Zertifizierung steht noch aus

Mit den sechs neuen Intensiv-Betten hat die Universitätsklinik  jetzt die minimal vorgeschriebene Grösse einer Intensivstation geschaffen, um eine intensivmedizinische Behandlung zu ermöglichen. «Der Antrag für die Zertifizierung der Intensivstation durch die SGI ist gestellt», erklärt Professor Urs Eichenberger, Chefarzt der Abteilung Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. SGI steht für Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin.

Eines von vier Paraplegiker-Zentren

Auch für querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten ist die neue Intensivstation gedacht. Das sind oft anspruchsvolle Fälle, bei denen eine Beatmung sowie die Stabilisierung der lebenswichtigen Funktionen notwendig ist. Die Universitätsklinik Balgrist ist neben dem SPZ Nottwil, dem Rehab Basel und der Clinique Romande de Réadaption eines der vier Paraplegiker-Zentren der Schweiz. 
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