Wallis: Knebelverträge für Assistenzärzte gelockert

Im Kanton Wallis sind die Vertragsbedingungen bei der Assistenzzeit «Hausarztmedizin» nicht mehr so strikt. Der Kanton erhofft sich so mehr junge Mediziner.

, 30. Juni 2016 um 08:15
image
Um dem Hausärztemangel entgegenzuwirken, kennt auch der Kanton Wallis seit rund sechs Jahren ein Programm für angehende Hausärzte: die sogenannte Assistenzzeit in einer Hausarztpraxis (siehe Box unten).
Diese ist an Bedingungen geknüpft: Man muss sich danach entweder im Wallis als Hausarzt niederlassen oder mindestens zwei Jahre im Walliser Gesundheitswesen tätig sein. Wer sich nicht an den Vertrag hält, muss die Subventionen zurückzahlen. Das war für viele der jungen Ärzte abschreckend.

Keine Angst mehr vor hohen Kosten

Nun hat die für das Programm zuständige Kommission erreicht, dass der Kanton die Verpflichtungsklausel nicht mehr so strikt auslegt, wie das Walliser Newsportal «1815» berichtet. 
«Die Klausel wurde zwar nicht aus dem Vertrag gestrichen, wir können Härtefälle jedoch nun dezidierter betrachten und im gegebenen Fall auch eine gewisse Kulanz walten lassen», sagte Projektkoordinator René Blumenthal dem Portal. Er nennt das Beispiel einer Person, welche die zwei Jahre aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden konnte.
Blumenthal bezeichnet diese Massnahme für den Kanton als «wichtigen Schritt, um die Attraktivität des Programms zu steigern». Assistenzärzte müssen ihm zufolge nicht Angst haben, dass plötzlich hohe Kosten auf sie zukommen könnten.

So funktioniert die Assistenzzeit

Um einen Facharzttitel in Allgemeiner Innerer Medizin (Hausarzt) zu erlangen, leisten junge Ärzte eine Assistenzzeit – teilweise in einer Praxis und teilweise im Spital. Um die betreuenden Hausärzte finanziell zu entlasten, übernimmt der Kanton 60 Prozent des Lohns dieser Assistenzärzte, welche dann vom Hausarzt während sechs Monaten angestellt werden können. Jährlich stehen dafür für den gesamten Kanton 300’000 Franken zur Verfügung. Ärzte in Tourismusdestinationen können nicht auf dieses Programm zurückgreifen.
Seit Beginn des Programms wurden rund 115 Ärzte so finanziell unterstützt, 15 davon haben sich in der Folge im Wallis niedergelassen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image
Gastbeitrag von Anton Widler

Physiotherapie: Eine Aktion gegen den Bewilligungs-Wildwuchs

Bei der Frage, ob bei den Gesundheitsberufen eine Berufsausübungs-Bewilligung nötig ist, gibt es grosse kantonale Abweichungen. Jetzt spielt die Physio-Branchen-Organisation SwissODP nicht mehr mit.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.