Umfrage: Wieder mehr Vertrauen in die Ärzte

Die Schweizerinnen und Schweizern finden es gar nicht so entscheidend, ein Spital ganz in der Nähe haben. Und dass die Schweiz eigene Ärzte ausbildet, scheint auch nicht mehr so wichtig. Dies zeigt das neuste Spital-Barometer des Spitalverbands H+.

, 26. Oktober 2016 um 14:47
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An der freien Arzt- und Spitalwahl gibt’s wenig zu rütteln, und das Vertrauen in die Mediziner ist nicht nur traditionell hoch – es wächst womöglich sogar wieder.
Dies zwei Aussagen, die sich aus dem neusten Spital- und Klinikbarometer ziehen lassen. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Befragung von Stimmberechtigten, durchgeführt vom Institut gfs, geleitet von Claude Longchamp und erarbeitet im Auftrag des Spitalverbandes H+.
«Das Vertrauen in Fachpersonen steigt, das Selbstvertrauen sinkt»: Mit diesem Titel fasst der Verband seine Mitteilung zu den Ergebnissen zusammen. Denn die Daten ergaben eben auch, dass die Stimmberechtigten ein eher tieferes Selbstvertrauen haben, wenn es darum geht, selber ein Spital zu wählen. Die Ärzte sowie die Spitäler und Kliniken selber sind die Haupt-Informationsquellen für diesen Entscheid.
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Welche dieser Akteure sind in der Gesundheitspolitik glaubwürdig? (1 tiefste, 10 höchste Glaubwürdigkeit). Quelle/Grafik: gfs H+ Spital- und Klinikbarometer.
Dazu passt, dass die Ärzte einerseits, die Kliniken andererseits die höchste Glaubwürdigkeit bei gesundheitspolitischen Fragen geniessen. Die Krankenkassen hinken da doch etwas hinterher.
Und völlig logisch erscheint vor diesem Hintergrund wiederum, dass Herr und Frau Schweizer ungebrochen und mit klaren Mehrheiten an der freien Arzt- und Spitalwahl festhalten wollen. Allerdings: Erstmals kann sich jedoch ein Viertel der Stimmberechtigten vorstellen, eine Vorauswahl durch die Krankenkassen treffen zu lassen. 
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Wo würden Sie weniger, wo etwa gleichviel, wo mehr Geld einsetzen? — Quelle/Grafik: gfs H+ Spital- und Klinikbarometer.
Mit der heutigen Mittelverteilung sind die Menschen in der Schweiz ziemlich einverstanden. Am ehesten würden sie der Kindermedizin, den Allgemein-Praktikern und den Reha-Kliniken mehr Mittel zur Verfügung stellen. Die psychiatrischen Kliniken sowie Spezialisten mit eigener Praxis sind laut der gfs-Umfrage die am ehesten genannten Sparziele.
Vielleicht erstaunlich ist die Einsicht, dass die räumliche Nähe ein recht unwichtiges Kriterium für die Wahl eines Spitals ist – die Qualität indes ist Kriterium Nummer 1. Das heisst auch: Es braucht nicht überall Angebote für alles. Die Stimmberechtigten möchten zwar, dass in jeder Region ein Spital oder eine Klinik steht, aber zugleich können hochspezialisierten Leistungen zentralisiert angeboten werden – so ein anderes Ergebnis.
Die Befragten sind zunehmend bereit, für wichtige Behandlungen weitere Wege auf sich zu nehmen. Ausnahmen bildet logischerweise die Notfall-Versorgung, ferner Geburten sowie wiederkehrenden Behandlungen: Hier wünschen die Befragten Angebote in der Nähe. 
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Ist es Ihnen wichtig, dass das Spital- und Klinikpersonal dieselbe Sprache spricht wie Sie?  — Ist es Ihnen wichtig, dass die Schweiz genügend Schweizer Ärzte ausbildet? — Prozentsatz Ja-Antworten. | Quelle/Grafik: gfs H+ Spital- und Klinikbarometer.
Gefragt wurde auch nach der Sprachkenntnis und danach, ob die Ärzte in der Schweiz ausgebildet sein sollten. Und hier zeigt sich eine gewisse Zwiespältigkeit in der Entwicklung. Dass das Klinikpersonal in der Sprache der Patienten sprechen soll, ist ein Wunsch, der sehr verbreitet ist. Er lässt auch kaum nach. Deutlich zurück ging allerdings der Anspruch, dass die Schweiz mehr eigene Ärztinnen und Ärzte ausbilden soll.
Spital- und Klinik-Barometer 2016 von H+
Die Ergebnisse des Spital- und Klinik-Barometers 2016 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1210 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz. Die Befragung wurde im Juni und Juli 2016 durch gfs.bern im Auftrag von H+ durchgeführt. Es war die dritte Erhebung nach 2014 und 2015.
  • Zum Spital- und Klinikbarometer 2016 
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