Springen die Insel-Ärzte in Richtung Beau-Site ab?

Ende Monat soll bekannt werden, wie weit die neue «Herzchirurgie Hirslanden Bern AG» im Berner Beau-Site-Spital auf die Dienste von Thierry Carrel und seines Teams zählen kann. Das Spitalamt hat wenig Freude an dieser Entwicklung.

, 18. Januar 2018 um 18:08
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Was jetzt? Übernimmt Thierry Carrel in der Berner Hirslanden-Klinik Beau-Site den Lead der Herzchirurgie oder nicht? Die Nachricht schlug im Sommer in der Bundesstadt wie eine Bombe ein. 
Der bekannte Chefarzt, so der kolportierte Plan, soll die Herzchirurgie in der Hirslandenklinik Beau-Site leiten und in engem Kontakt mit dem Inselspital interdisziplinäre «Heart-Teams» bilden.

«Gnadenlos mit Herzchirurgen»

Den Beau-Site-Ärzten passte das nicht. Noch weniger erbaut waren sie über ihre Kündigung. Diese soll freilich nur vorsorglich erfolgt sein, um den Ärzten einen neuen Vertrag anzubieten. Nichtsdestotrotz: «Das Privatspital Beau-Site ist gnadenlos mit seinen Herzchirurgen», befand die «Berner Zeitung» Ende September 2017 in einem Titel.
Seither herrscht Funkstille; jedenfalls im Beau-Site, nicht wirklich in der Insel. Dort mussten VR-Präsident Joseph Rohrer und CEO Holger Baumann ihre Sessel räumen. Das dürfte mit ein Grund sein, weshalb die Verhandlungen ins Stocken gerieten.

«Herzchirurgie Hirslanden Bern AG»

Auf Seiten von Hirslanden ist dagegen einiges passiert. Die Tochter der südafrikanischen Mediclinic International hat die «Herzchirurgie Hirslanden Bern AG» gegründet. Die Gesellschaft wurde am 6. Dezember 2017 im Handelsregister des Kantons Bern eingetragen; als Verwaltungsräte amtieren Hirslanden-CEO Ole Wiesinger, CFO Andreas Kappeler und Beau-Site-Direktorin Daniela de la Cruz.
Die Firma wurde gegründet, «um die Herzmedizin auf dem Platz Bern neu zu gestalten und in eine interdisziplinäre Zentrumsorganisation einzubetten», ist am Hirslanden-Hauptsitz in Glattpark bei Zürich zu erfahren. Damit wolle Hirslanden auch zukünftig medizinische Dienstleistungen in der Herzchirurgie an der Klinik Beau-Site erbringen und zudem die Herzchirurgie auf dem Platz Bern langfristig sichern.
Wie Frank Nehlig, Leiter Unternehmenskommunikation, weiter erklärt, besteht zwischen der Insel Gruppe und der Klinik Beau-Site in der Herzchirurgie seit mehreren Jahren ein Kooperationsvertrag. «Die Vertragspartner prüfen aktuell verschiedene Optionen, wie die Kooperation in diesem Fachgebiet weiter vertieft werden kann.»

Der Entscheid wird Ende Januar erwartet

Wie aus anderer Quelle zu erfahren ist, soll Ende Januar entschieden werden, wieweit sich die Herzchirurgen vom Inselspital bei der «Herzchirurgie Hirslanden Bern AG» anstellen lassen wollen. Unklar ist weiterhin, welche Funktion Thierry Carrel in der neuen Firma übernehmen soll – wenn überhaupt.
Herzchirurg Carrel erklärt auf Anfrage, dass er zum heutigen Zeitpunkt leider noch nicht sehr vieles darüber berichten könne. «Gegenwärtig laufen noch intensive Gespräche zwischen der Hirslanden und dem Inselspital über eine mögliche Kooperation», so Thierry Carrel. Ein Entscheid seitens des Inselspitals sei noch nicht gefallen. 

«Das macht uns Bauchweh»

Jedenfalls zeigt man in der Bundesstadt wenig Freude, sollte die hochspezialisierte Herzchirurgie und deren Forschung stärker privatisiert werden.
Annamaria Müller, Vorsteherin des Spitalamts Bern, macht zudem darauf aufmerksam, dass es mit dem neuen Konstrukt auch aufsichtsrechtliche Herausforderungen zu meistern gilt. Der Leistungsauftrag für die Herzchirurgie erhält die Klinik Beau-Site, nicht die neu gegründete Firma. Das Beau-Site müsse sicherstellen, dass ihre Schwesterfirma die Vorgaben zu erfüllen vermag. «Das macht uns Bauchweh», gesteht die Spitalamtsvorsteherin. 
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