Spitalkonferenz wehrt sich gegen die neue Spitalstrategie

Mehrere St. Galler Gemeinden verlangen von der Regierung eine alternative Lösung: Sie fordern «Medplus-Spitäler» statt «untaugliche Gesundheits- und Notfallzentren».

, 29. November 2019 um 08:14
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Die Spitalstrategie des Kantons St. Gallen sorgt noch immer für Diskussionen. Nun spannen fünf Gemeinden als «Spitalkonferenz» zusammen. Ein Gremium, in dem insbesondere die Stadt- und Gemeindepräsidenten von Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach mitwirken.
Zwar anerkennt die Spitalkonferenz die nötige Weiterentwicklung der St. Galler Spitäler. Doch die geplante Strategie bezeichnet der Verbund als «untauglich». Die Regierung plant bekanntlich ein Zentrumsspital in St. Gallen, drei Mehrsparten-Spitäler in Grabs, Wil und Uznach sowie fünf Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) in Wattwil, Altstätten, Walenstadt, Flawil und Rorschach.

Müsste über kurz oder lang schliessen

Aus Sicht der Spitalkonferenz sind die geplanten regionalen Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) aber weder zielführend noch überlebensfähig. Mit minimalistischen Ressourcen könne keine qualitativ hochstehende Medizin angeboten werden, schreibt das Gremium in einer gemeinsamen Stellungnahme. 
Und weiter: «Über kurz oder lang werden solche GNZ mangels Qualität, gutem Personal und wirtschaftlicher Überlegungen schliessen müssen.» Nicht nachvollziehbar ist für die Spitalkonferenz nebst den nicht hinterfragten Standorten auch, dass für Wil in den kommenden Jahren nochmals 170 Millionen Franken investiert werden müsste.

Ambulant und stationäres Angebot

Die Gemeinden schlagen deshalb eine Alternativlösung mit folgenden Eckwerten vor: In Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach sollte anstelle der Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) pro Standort ein ambulantes und stationäres «Medizinisches Basisangebot» möglich sein – mit Fokus auf die allgemeine und innere Medizin. 
Dieses soll regionalspezifisch durch verschiedene Zusatzangebote ergänzt werden: zum Beispiel Akutgeriatrie, Psychosomatik oder Palliativmedizin. Die von der Spitalkonferenz als «Medplus» bezeichneten Spitäler sollen in Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft der Region betrieben werden. Nebst einem Walk-in-Notfall rund um die Uhr ist in der Mitteilung auch von spezialärztlichen Sprechstunden zu lesen. Und, je nach Standort, soll das Angebot auch OP-Säle für ambulante Eingriffe und mehrere Dutzend Betten umfassen. 

Wil als Versuchskaninchen? 

Die Mitglieder des Gremiums der Gemeinden erwarten von der St. Galler Regierung nun, ein differenziertes medizinisches Angebot pro Spitalstandort auszuarbeiten – anstelle der vorgestellten standardisierten Lösung. 
Sollte ein Gesundheits- und Notfallzentren dennoch ein Thema sein, könnte allenfalls die als «nicht überlebensfähige» beurteilte Spitalregion Fürstenland-Toggenburg (SRFT) in Wil als Pilotversuch vorgesehen werden. Dies, um mehr Wissen und Erfahrungen über die Nutzung, die Kosten, das benötigte Personal und die Verschiebungen der Patientenströme zu erhalten.

  • St.Galler Spitalzukunft: Regionale Medplus-Spitäler statt untaugliche Gesundheits- und Notfallzentren

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