Spital Wattwil fürchtet Chaos – und schliesst früher

Das Spital Wattwil verliert sein Personal so schnell, dass es vorzeitig schliesst: Bereits nächsten März oder sogar noch früher.

, 18. August 2021 um 08:33
image
Mit der Schliessung des Spitals Wattwil könne eine drohende völlig unkontrollierbare Situation vermieden werden – das schreibt der Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen heute in seiner Medienmitteilung. Spätestens bis Ende März soll das Spital Wattwil vollständig geschlossen werden. Bis dahin sind folgende Schritte geplant:
> Mitte September wird der Betrieb der Intermediate Care-Abteilung (Überwachungsbetten) eingestellt.
> Im Dezember wird eine der beiden Bettenstationen geschlossen.
> Spätestens ab April werden keine medizinischen Leistungen mehr angeboten.
> Zudem wird geprüft, ob die Alkoholkurzzeittherapie neu am Spital Linth angeboten werden kann.
Wie der Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen jedoch mitteilt, bleibt eine frühere Schliessung vorbehalten, sollte sich die Personalsituation noch schneller verschlechtern.

Über 20 Prozent Fluktuation beim Personal 

Diese sei aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten bereits seit Anfang Jahr durch eine hohe Fluktuation geprägt (Medinside berichtete). Die Fluktuationsrate sei schon – bevor bekannt gegeben wurde, dass der Spitalstandort Wattwil nicht in ein Kompetenzzentrum für Gesundheit, Notfall und spezialisierte Pflege (GNP) umgewandelt wird – auf über 20 Prozent angestiegen.
Die qualitativ genügende und sichere Patientenbehandlung sei gefährdet, so der Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen. Unter diesen Umständen könne ein geordneter Spitalbetrieb nicht mehr über längere Zeit aufrechterhalten werden.

15 zusätzliche stationäre Betten in Wil 

Die Notfallversorgung für die Bevölkerung in der Region Toggenburg sei aber weiterhin sichergestellt, heisst es in der Medienmitteilung. Um Patientinnen und Patienten aus dem Toggenburg behandeln zu können, soll es im Spital Wil 15 zusätzliche stationäre Betten geben. Ebenso soll auch die Notfallinfrastruktur angepasst und erweitert werden. Da eine bauliche Erweiterung erst Mitte 2023 vollumfänglich zur Verfügung stehe, werde in einer Übergangsphase auf provisorische Lösungen zurückgegriffen.
Und was geschieht mit dem Personal des Spitals Wattwil? Es bleibe das Ziel, möglichst vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Stelle an einem anderen Standort anzubieten, schreibt der Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St. Gallen. Kündigungen seien jedoch unvermeidbar, heisst es weiter. Betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden aber mit verschiedenen Angeboten unterstützt werden. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?