Spital Linth: Ärzteschaft von Rapperswil-Jona verliert Vertrauen

Die Ärzte von Rapperswil-Jona wehren sich gegen die geplante Arzt- und Physiotherapiepraxis beim Bahnhof Jona.

, 18. Mai 2017 um 08:22
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Gemeinsam mit dem Spital Linth hatte die Ärzteschaft Rapperswil-Jona die Notfallpraxis Permanence Rapperswil betrieben. Acht Monate nach dem Start der Notfallpraxis kündigte das Spital Linth im Dezember den Vertrag mit der Ärzteschaft.
Der Grund: «Die finanzielle Belastung für das Spital wurde zu gross», sagt Spitaldirektor Urs Graf jetzt der «Zürichsee-Zeitung». Doch eine weitere Zusammenarbeit hätte man sich durchaus gewünscht.

Spital Linth eröffnet eigene Praxis 

Die Ärzteschaft wiederum sagt, das Spital habe nach der Kündigung unerfüllbare Bedingungen gestellt: «Insbesondere ging es darum, dass die Notfallpraxis der Ärzteschaft nicht zur Filiale des Spitals wird», wie Daniel Holtz von der Ärzteschaft Rapperswil-Jona zur ZSZ sagt.
Das Spital Linth hat nun vor, beim Bahnhof Jona eine eigene Arzt- und eine zusätzliche Physiotherapiepraxis (Physiodepandance) zu eröffnen. Die Ärzteschaft will nun mit aller Entschiedenheit gegen dieses Vorhaben vorgehen, heisst es in einer Mitteilung der Rapperswil-Joner Ärzte. 

Ärzteschaft: «Wir sind erschüttert»

Man fühle sich vom Spital übergangen. Die Filiale des Spitals stehe in Konkurrenz zu den in freier Praxis tätigen Ärzten. In die aktuelle Geschäftsleitung des Spitals Linth habe die Ärzteschaft von Rapperswil-Jona kein Vertrauen mehr, so Daniel Holtz. «Wir sind erschüttert.»
«Ich bin überzeugt, dass das Spital Linth aufgrund des aufgekündigten Vertrags mit der Notfallpraxis einen Strategiewechsel bezüglich des Wirkens im Raum Rapperwil-Jona vorgenommen hat», sagt Holtz der Zeitung weiter.

Urs Graf: «Aus Platzgründen»

Das Spital Linth hat sich laut Spitaldirektor Urs Graf aus Platzgründen während der Umbauphase für den neuen Standort am Bahnhof entschieden. Nebst dem physiotherapeutischen Angebot könne es durchaus sein, dass die Räumlichkeiten punktuell auch für gewisse spezialärztliche Sprechstunden genutzt würden. «Diese konkurrenzieren die Ärzteschaft Rapperswil-Jona aber nicht», so Graf.

Spitäler setzen auf ambulante Versorgungsmodelle:Beispiele eines Trends



  • Das Kantonsspital Baselland unterzeichnet im Januar 2017 eine Absichtserklärung mit den SBB: Im Bahnhof Liestal soll ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden.
  • Die Hirslanden-Gruppe will im Herbst 2017 nahe der Andreasklinik in Cham auch ein Ärztehaus eröffnen. Hirslanden eröffnete in den letzten Jahren mehrere Praxiszentren, weitere sind geplant. Die jüngste Eröffnung erfolgte im Januar 2016 in Düdingen.
  • Die Spital STS AG wird im Frühjahr 2017 am Bahnhofplatz Thun ein Praxiszentrum mit einer Walk-in-Praxis sowie einer spezialärztlichen Praxis für Gastroenterologie eröffnen.
  • Das Luzerner Kantonsspital plant im Süden der Stadt ein Gesundheitszentrum auf einer Fläche von rund 1'000 Quadratmetern.
  • Das Universitätsspital Zürich plant in der Überbauung «The Circle» am Flughafen eine Notfallstation und Ambulatorien auf rund 10'000 Quadratmetern.
  • Swiss Medical Network beteiligt sich im Januar 2016 mit 40 Prozent am Telemedizin-Unternehmen Medgate, das auch Ärztezentren betreibt.
  • Das Kantonsspital Baselland übernimmt im April 2016 die Praxis «Urologie Kirschgarten» in Basel.
  • Das Kantonsspital Winterthur plant ein Fachärztezentrum in Wallisellen, direkt beim Einkaufszentrum Glatt.
  • Das Spital Bülach übernimmt im Juni 2016 das Airport Medical Center im Zürcher Flughafen.
  • Die Lindenhof-Gruppe übernimmt oder plant bislang Ärztezentren in Laupen, Gurmels, Mühleberg und Schliern.
  • Das Kantonsspital Baden eröffnet im Juni 2016 eine Tagesklinik mit verschiedenen medizinischen Spezialitäten, die zuvor nur in Aarau angeboten worden waren.
  • Das Spital Zollikerberg eröffnete im Oktober 2015 eine Frauen-Permanence beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich.
  • Die Spital Thurgau AG übernimmt 2013 eine Hausarztpraxis in Stein am Rhein.

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