Spital Heiden: «Die Schnellen fressen die Langsamen»

Der Gesundheitsökonom Willy Oggier äussert sich zu den Vorschlägen zur Rettung des Regionalspitals Heiden.

, 5. Juli 2016 um 09:34
image
  • spitalverbund appenzell ausserrhoden
  • spital
Das Spital Heiden, das zum Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) gehört, ist aus Rentabilitätsgründen von der Schliessung bedroht. Harold Seiler, ehemaliger Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Regionalspital, meldete sich mit Vorschlägen zur Rettung zu Wort (siehe hier). 

«SVAR gehört nicht zu den Schnellen»

Nun geht auch der bekannte Gesundheitsökonom Willy Oggier in die Diskussion ein. Übers St. Galler Tagblatt (Beitrag kostenpflichtig) gibt er zu bedenken, dass im intensivierten Wettbewerb nicht der Grosse den Kleinen frisst, sondern der Schnelle den Langsamen. «Hier habe ich den Eindruck, dass der SVAR im Vergleich zu anderen privaten und öffentlichen Spitälern in der Ostschweiz nicht zu den Schnellen gehört», so Oggier. 
Wichtiger als Grösse sei es anzuschauen, welche Leistungen in einem kleinen Haus sinnvoll erbracht werden können. Privatkliniken zeigten, wie sich ein Haus auch mit weniger Betten erfolgreich positionieren könne. Harold Seiler schlägt unter anderem vor, Notfalldienst und Geburtshilfe ans Kantonsspital St. Gallen auszulagern.

«Hausarzt ist Auslaufmodell»

Oggier hält neue Versorgungsformen für angesagt, so auch den Vorschlag Seilers zur Errichtung einer Permanence, mit der der Bevölkerung eine 24-Stunden-Anlaufstelle zur Verfügung stehen würde. Sie könnte von einer Gruppenpraxis von Hausärzten abgedeckt werden. «Der Hausarzt als Einzelkämpfer ist ein Auslaufmodell», so Oggier.
Oggier bringt weitere Vorschläge in die Diskussion: «Gemeinden könnten sich vermehrt überlegen, ob sie künftigen Grundversorgern (Hausärzten, Apothekern, Physiotherapeuten, Spitex) Infrastruktur zur Verfügung stellen, um in abgelegenen Regionen das Investitionsrisiko zu reduzieren und Synergien möglichst unter einem Dach zu nutzen». Alternativ können Spitäler oder andere Akteure Praxen kaufen und in einem Verbund betreiben.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Weniger Cyberattacken auf deutsche Spitäler

Greifen Hacker wirklich immer öfter Krankenhäuser an? Ein Regierungsbericht widerspricht dem gängigen Bild.

image

Ob FaGe, Apotheker, Physio oder Chefärztin: Das verdient man im Gesundheitswesen

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie die Standard-Monatslöhne der wichtigsten Berufe in der Gesundheitsbranche.

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.