Hier schneiden Schweizer Hausärzte schlecht ab

Die Digitalisierung schreitet in der Hausarztmedizin voran. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz aber einen klaren Rückstand auf. Das hat einen gewichtigen Grund.

, 26. Oktober 2020 um 09:55
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Die Schweizer Hausärztinnen und Hausärzte hinken der internationalen Entwicklung hinterher - zumindest wenn es um die Digitalisierung geht. So betrug 2019 der Anteil der Hausärztinnen und Hausärzte, welche die Krankengeschichten elektronisch dokumentieren, 70 Prozent. In allen Vergleichsländern war der Anteil höher. In Neuseeland betrug er gar 100 Prozent. Die Zahlen stammen aus einer neuen Erhebung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan).
Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Digitalisierung in den hausärztlichen Praxen steigt. 2012 hatte der Anteil der Praxen, die elektronischen Krankengschichten führen, erst gut 40 Prozent und 2015 erst gut 50 Prozent betragen.
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Vor allem Laborwerte werden digital übermittelt

Für administrative Praxisarbeiten werden digitale Lösungen vor allem für das Übermitteln von Laborwerten genutzt. In anderen Bereichen werden die digitale Möglichkeiten noch kaum genutzt.
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Folge der Überalterung

Die Untersuchung zeigt aber auch: Die unterdurchschnittliche Digitalisierung ist letztlich Symptom eines grösseren Problems in der Hausarztmedizin: Es existiert eine Überalterung und ein Nachwuchsproblem. Denn bei Hausärztinnen und Hausärzten unter 45 Jahren setzen alle auf eDossiers. Bei den über 65-Jährigen nur gut jede und jeder Dritte. 
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Noch immer setzt ein Drittel auf Post und Fax

Das die Digitalisierung voranschreitet, zeigt sich etwa in der Art, wie die Informationen nach Spitalentlassungen in die Hausarztpraxis gelangen. Setzten 2015 noch bemerkenswerte zwei Drittel der Praxen auf Fax oder Post, waren es 2019 nur noch ein Drittel. Viele Praxen setzen nun auf Mails. Auf Portale oder Filesharingdienste setzten aber nur 4 Prozent.
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Mail und sonst kaum etwas 

Kaum von der Digitalisierung profitieren können die Patientinnen und Patienten. Zwar kommunizieren inzwischen fast 80 Prozent der Praxen auch per Mail - andere digitale Kanäle und Angebote bietet aber kaum eine Praxis an.
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Die ganze Publikation von Obsan findet sich hier.
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