Jedes Jahr fehlen 3000 Pflegefachkräfte

Im Kampf gegen den Pflegefachkräftemangel ist die Schweiz auf Rekrutierungen aus anderen Ländern angewiesen. Das sorgt im Ausland für Probleme.

, 1. Juli 2019 um 08:11
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Jedes Jahr braucht es 6000 neue Pflegefachpersonen. Das Problem dabei: In der Schweiz wird nicht einmal die Hälfte davon ausgebildet - im letzten Jahr waren es 2900 Personen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Gleichzeitig werden Pflegefachkräfte dringen benötigt - gemäss NNZaS werden aktuell in keinem anderen Berufsfeld derart viele Stelleninserate publiziert wie im Pflegefach. Die fehlenden Arbeitskräfte werden aus dem Ausland rekrutiert. So verfügt heute rund die Hälfte der Pflegefachkräfte ursprünglich über ein ausländisches Diplom.

Die meisten kommen aus Frankreich

Das Rote Kreuzes zeichnet die Anerkennung von solchen Diplomen in der Schweiz auf. Innert zehn Jahren - von 2009 und 2018 - wurden mehr als 21'ooo ausländische Diplome anerkannt. Bei mehr als einem Drittel (8000) war es ein französisches Diplom. Danach folgten gemäss NZZaS Deutschland (5000), Italien (2000) und Portugal (1300). Jeweils mehrere Hundert Personen kamen aus Indien, Polen,  Rumänien, Bulgarien und von den Philippinen. Unter hundert betrug jeweils die Zahl der Menschen aus dem Kongo und dem Sudan, aus  China, Venezuela sowie Algerien.
Die effektive Zahl der ausländischen Pflegefachpersonen in der Schweiz sei aber noch höher, wird ein Sprecher des Roten Kreuz im Artikel zitiert.

Rechte wollen Verbesserungen verhindern

Wenn die Schweiz Fachkräfte aus dem nahen Ausland beschäftigt, löst dies meist einen personellen Rattenschwanz aus. Dies weil die Fachkräfte auch in den Herkunftsländer der Rekrutierten Mangelware sind. Diese Lände rekrutieren dann ihrerseits in anderen Ländern. Diese manchen das dann ihrerseits auch - bis es irgendwann keine anderen Ländern mehr zum Rekrutieren gibt. In den- meist armen - Ländern, die niemanden mehr finden, kann der Mangel an Fachkräften nicht mehr ausgeglichen werden. Das hat schwerwiegende Folgen.
Abhilfe gegen diese ungute Verkettung - und den Pflegemangel an sich - schaffen könnte die Pflegeinitiative. Diese verlangt Investitionen in die Ausbildung im Pflegebereich. Der Bundesrat lehnt die Vorlage ab - die Nationalratskommission hat aber einen Gegenvorschlag ausgearbeitet. Dieser geniesst viel Sympathien - etwa auch beim Krankenkassenverband Curafutura. Ablehnung kommt von ganz rechts: Die SVP will auch den Gegenvorschlag verhindern. Eine erste politische Entscheidung könnte noch in diesem Jahr fallen.
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