Pulver dementiert Arztlöhne von 1,5 Millionen Franken

Bernhard Pulver, VR-Präsident der Inselgruppe, bekräftigt in einem Interview, dass in Zukunft keine separaten Töpfe mit Honoraren aus der Zusatzversicherung gefüllt werden.

, 26. März 2021 um 14:30
image
  • spital
  • insel gruppe
  • poolgelder
Die hohen Löhne für Klinikdirektoren und Chefärzte sind ein Dauerbrenner. Sie wurden auch in einem von Santemedia geführten Talk mit Bernhard Pulver thematisiert. Der Verwaltungsratspräsident der Inselgruppe und ehemalige Regierungsrat des Kantons Bern dementiert, dass in der Insel Löhne von 1,5 Millionen Franken bezahlt werden.
Wie nicht anders zu erwarten, bricht Pulver eine Lanze für die Klinikdirektoren und Chefärzten: «Sie leisten unglaublich viel, sind immer da, wenn man sie braucht, gleichgültig ob es ein Samstag oder ein Wochentag ist.»

Lohnband statt unkontrollierte Poolgelder

Doch wirklich interessant ist die Aussage Pulvers, dass in Zukunft keine separaten Töpfe mit Honoraren aus der Zusatzversicherung gefüllt werden sollen, die nicht auf einer gemeinsamen Lohnpolitik basieren. Eine Aussage, die er bereits im vergangenen Sommer in einem Interview mit der Zeitung «Der Bund» machte.
«Wir wollen in Zukunft die Honorare via Inselspital so einsetzen, dass alle Ärztinnen und Ärzte aufgrund eines von uns definierten Lohnbands entlöhnt werden», sagt Pulver im Gespräch mit Geri Staudenmann von Santemedia. Die Mittel sollen im Rahmen einer Lohn- und Geschlechtergerechtigkeit auf alle verteilt werden.
Bernhard Pulver spricht damit die so genannten Poolgelder an. Wenn höher rangierte Ärztinnen und Ärzte Privatpatienten operieren, so gibt’s von der Zusatzversicherung Geld. Dies zusätzlich zu jenen Beträgen, die die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) zu entrichten hat. Ein Teil dieser Einnahmen aus der Zusatzversicherung fliesst in einen Pool, der im Wesentlichen zur Gehaltsauffrischung der Chefärztinnen und Chefärzte und anderer medizinischer Topkader dient.

Poolgelder gaben auch im Fall Urwyler zu reden

Zu reden gaben diese Poolgelder auch im Zuge des Rechtsstreits zwischen dem Inselspital und der entlassenen Oberärztin Natalie Urwyler, die übrigens später für ihr Engagement von der Zeitschrift «Beobachter» den viel beachteten «Prix Courage» erhielt.
Frank Stüber, Chef der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie (KAS) und damaliger Vorgesetzte von Natalie Urwyler, konnte jeweils frei über die Verwendung dieser Poolgelder alleine beschliessen. Die entsprechende Kompetenz liess er sich  von seinen Vertragsärzten unterschreiben.
VR-Präsident Pulver räumt im Santemedia-Interview aber ein, dass die Abschaffung dieser Poolgelder keineswegs auf Gegenliebe stösst. Klinikdirektoren sähen sich wie kleine Unternehmer, die über diese Poolgelder frei verfügen und wie selbständig Erwerbende selber abrechnen könnten. Sie würden jedoch auch einsehen, dass das mit den Poolgeldern einfach nicht mehr geht. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jan Wiegand ist CEO der Lindenhofgruppe

Jan Wiegand war seit Mitte November 2023 interimistisch CEO der Lindenhofgruppe. Anfang Mai wurde er durch den Verwaltungsrat offiziell als CEO gewählt.

image

GZO Spital Wetzikon: Schon redet man von «alternativen Nutzungen» 

Der Neubau ist zu fast drei Vierteln fertig – nun sprang der Generalunternehmer Steiner AG ab. Wie also weiter?

image

Spital Wetzikon: Und noch ein GL-Mitglied weniger

Letzte Woche Urs Eriksson, heute Judith Schürmeyer – wieder hat ein Geschäftsleitungs-Mitglied das GZO Spital verlassen. Interimistisch übernimmt Susanna Oechslin.

image

Spital-Roboter: Science Fiction oder schon bald Normalität?

Indoor-Roboter können das Pflegepersonal entlasten und die Wirtschaftlichkeit im Spital verbessern. Semir Redjepi, Head of Robotics der Post im Interview.

image

Spital-CEO wird Präsident der Krebsliga Bern

Kristian Schneider übernimmt das Amt zusätzlich zu seiner Funktion als CEO des Spitalzentrums Biel.

image

KSOW: Stabile Patientenzahlen, höhere Erträge

Fachkräftemangel, Teuerung und starre Tarife – diese Faktoren brachten 2023 auch das Kantonsspital Obwalden in den roten Bereich.

Vom gleichen Autor

image

Berns Gesundheitsdirektor Schnegg verlangt Unmögliches

Dass die Berner Spitex-Landschaft vor der Einführung von Efas umgekrempelt wird, ist für Betroffene unverständlich.

image

Spitalkrise: Die Schuld der Kantone

Für KSGR-Chef Hugo Keune sind die Krankenkassen schuld an der Spitalmisere. «Jein», sagt Heinz Locher: Die Kantone sind mitschuldig.

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.