Psychiatrie Münsterlingen: Jetzt wird aufgearbeitet

Was ist dran an den Vorwürfen gegen den «Vater der Antidepressiva» Roland Kuhn? Die Thurgauer Regierung bewilligt eine aufwändige Untersuchung durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe.

, 28. Mai 2015 um 09:58
image
  • kantonsspital thurgau
  • thurgau
  • spital
Der Kanton Thurgau will ein unklares Kapital der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen durchleuchten. Er setzte eine achtköpfige Projektgruppe ein, die ein Buchprojekt zur Erforschung der Psychopharma-Forschung an der Klinik lancieren soll.
Offiziell lautet das Programm «Forschungs- und Buchprojekt Psychopharmakaforschung von Prof. Dr. Roland Kuhn in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen». Die Thurgauer Regierung wirft dafür 750'000 Franken auf; Ziel ist dabei, dass ein Forschungsteam am Ende eine allgemeinverständliche Buchpublikation im Umfang von etwa 450 Seiten abliefert.
Im Hintergrund steht, dass die Psychiatrische Klinik Münsterlingen respektive deren damaliger Oberarzt und Direktor Roland Kuhn von den 1950er bis 1970er Jahren zweifelhafte Versuche mit Patienten gemacht haben soll: Teils kamen unbewilligte Medikamente zum Einsatz, so der Vorwurf, teils fehlte es am Einverständnis der Patienten, teils wurde mit Kindern experimentiert. 
Durch die Vorwürfe  kam die gesamte Psychopharmakaforschung in Münsterlingen unter Beschuss.  

Vier Personenjahre

Das Forschungsteam soll sich laut der Projektskizze auch der Medienkampagne der jüngsten Zeit widmen; erfasst werden ferner die Quellenbestände zur Psychopharmakaforschung in Münsterlingen, und ergründet wird die Forschung selber von den 1940er bis 1970er Jahren. Weiter geht es um Fragestellungen zum Umfang und zur Durchführung der klinischen Psychopharmakaforschung in Münsterlingen.
«Die Aufgabe, die zu bewältigen ist, setzt allgemein- und medizinhistorisches, pharmakologisch-chemisches, psychiatrisch-medizinisches, juristisches und ethisches Fachwissen voraus und kann nur von einem Team geleistet werden», schreibt die Thurgauer Regierung. Der Arbeitsaufwand wird auf vier Personenjahre geschätzt. 
In der Projektgruppe sind:

  • André Salathé, Staatsarchivar des Kantons Thurgau;
  • Monika Dommann, Professorin für Geschichte der Neuzeit, Universität Zürich;
  • Stephan Krähenbühl, Professor für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Universität Basel;

 

 

Daniel Hell, em. Professor für Klinische Psychiatrie und Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich;Thomas Geiser, Professor für Privat- und Handelsrecht, Universität St. Gallen;Martha Monstein, Chefin des Kulturamts des Kantons Thurgau;Rainer Andenmatten, Präsident der Ethikkommission des Kantons Thurgau;Andreas Keller, Generalsekretär des Departementes für Inneres und Volkswirtschaft.  




Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Auch das Spital Muri reiht sich ein

Und schreibt einen Verlust von 1,5 Millionen Franken.

image

Viktor 2023: Ein Pflegefachmann macht Hoffnung als Politiker

Patrick Hässig war 18 Jahre Radiomoderator, dann ging er erst in die Pflege – und dann in den Nationalrat. Nun erhielt er den «Viktor» als beliebtester Gesundheitspolitiker.

image

Traditioneller Medinside Frühstücksevent

Verpassen Sie nicht unseren traditionellen Frühstücksevent 25. Oktober 2023 in Zürich. Dieses Jahr mit spannenden Themen und Referenten.