Premiere am Universitätsspital Zürich geglückt

Zum ersten Mal in der Schweiz ist eine Rekonstruktion des grössten Lymphgefässes gelungen. Durchgeführt wurde die Operation von einem Team um die Chirurgin Nicole Lindenblatt vom Universitätsspital Zürich (USZ).

, 30. Dezember 2018 um 17:18
image
  • forschung
  • spital
  • universitätsspital zürich
image
Prof. Dr. med. Nicole Lindenblatt während einer supermikrochirurgischen Operation. (USZ)
Nicole Lindenblatt vom Universitätsspital Zürich (USZ) hat bei einem Patienten nach einer Tumor-OP am Hals das Lymphgefäss unter dem Mikroskop mit den Venen verbunden und so den Lymphabfluss wieder sichergestellt. 
Weltweit wurde diese Operation bisher erst wenige Male durchgeführt - in der Schweiz noch nie.  
Der Leitenden Ärztin der plastischen Chirurgie und Handchirurgie sowie ihrem Team ist es mit diesem Schritt gelungen, den Milchbrustgang des Patienten wiederherzustellen, wie aus einer Mitteilung des Unispitals hervorgeht.

Ein Millimeter Durchmesser

«Chirurgisch gesehen galt es bisher als nahezu unmöglich, den Milchbrustgang zu reparieren, weil er manchmal nur einen Millimeter Durchmesser aufweist und man ihn in der Wunde oder der Narbe oft nicht findet», sagt die Chirurgin Nicole Lindenblatt. 
Bis anhin habe man versucht, das Lymphgefäss zu unterbinden, was oft nicht richtig funktioniert habe. «Für diese Operation braucht es supermikrochirurgische Fähigkeiten», sagt die stellvertretende Klinikdirektorin weiter. 

Nadel und Faden, dünner als ein Haar

Möglich wurde die OP nur dank der neuen technischen Möglichkeiten: So kommen beispielsweise spezialisierte Fluoreszenzmikroskope mit bis zu fünfzigfacher Vergrösserung zum Einsatz. 
Auch die weiteren Instrumente sind superfein: Der Faden, mit dem die Gefässe zusammengenäht werden, ist dünner als ein Haar. Die Nadel ist zwei Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 0,05 Millimeter. 

Tumore oder angeborene Fehlbildungen


Bei Tumoroperationen am Hals oder in der Brusthöhle werden mitunter grössere Lymphgefässe durchtrennt. Die Lymphflüssigkeit sammelt sich dann in der Wunde oder der Brusthöhle an, was für Patienten lebensbedrohlich sein kann.
Nebst Patienten, die sich wegen Tumoren, herzchirurgisch oder nach Unfällen operieren lassen müssen, kann die Operation auch Menschen mit angeborenen Fehlbildungen des Milchbrustgangs helfen.
image
Vergleich einer supermikrochirurgischen Nadel inkl. Faden mit einer Büroklammer. (USZ)

Leck unter dem Mikroskop sichtbar 



Der Milchbrustgang (Ductus thoracicus) wird für die Operation mit einem blauen und einem grünen, fluoreszierenden Farbstoff eingefärbt. Dieser wird in die Haut der Arme oder Beine injiziert oder dem Patienten über eine Magensonde verabreicht. Der Farbstoff wird in die Lymphe aufgenommen und das Leck dadurch unter dem Mikroskop sichtbar. 
Anschliessend werden die offenen Stellen der Lymphgefässe supermikrochirurgisch an eine Vene in der Umgebung angeschlossen und so der physiologische Abfluss wieder gewährleistet. Der Milchbrustgang ist das grösste Lymphgefäss des Körpers. Er führt von den Lenden über den Brustraum bis zum Hals.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.