Dieter Siegrist, der Leiter Wirtschaftlichkeitsprüfung bei der CSS, schätzt, dass die Krankenkassen im Bereich Physiotherapie zusammen pro Jahr Dutzende von Millionen Franken zu Unrecht bezahlen.
Dies sagt er der NZZ. Siegrist betont aber, dass sich der Grossteil der Physiotherapeuten korrekt verhalte.
Die CSS führt eine ganze Liste von Leistungserbringern, die getrickst haben, um ihr Einkommen aufzubessern. Wenn eine Kasse bei den Millionen an Rechnungen auf missbräuchliche Abrechnungen stösst, dann oftmals durch Zufall. Die NZZ nennt vier Beispiele.
- Ein Therapeut verteilte die Sitzungen virtuell auf mehrere Tage, um die Limitation von 30 Minuten am Tag zu umgehen.
- Ein Physiotherapeut verrechnete überproportional oft die Pauschale für eine aufwendige Therapie, obwohl die Patienten eine medizinische Trainingstherapie erhalten hatten.
- Eine Rehaklinik setzte Masseure für Physiotherapien ein, verrechnete jedoch den Physiotherapeutentarif.
- 4. Ein Betreiber eines Physiotherapiebetriebs hatte mehrere Therapeuten angestellt, die über keine Anerkennung durch das Schweizerische Rote Kreuz verfügten.
Verkürzung der Behandlungszeit als Kostentreiber
Den Versicherern bereitet auch die Länge der einzelnen Therapisitzungen zunehmend Sorgen, wie die Zeitung weiter berichtet. Die Krankenkassen erhalten vermehrt Hinweise, dass Physiotherapeuten die auf gut 30 Minuten festgesetzte Sitzungen abkürzten. Diese Verkürzung der Behandlungssitzung ist laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch ein Kostentreiber.
Zahlen des Krankenkassenverbands Santésuisse zeigen, dass sich die Anzahl der Konsultationen in der Physiotherapie in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat. Doch die Länge einer Therapiesitzung ist nirgends verbindlich festgehalten. Die Tarifpartner versuchen in diesem Zusammenhang seit Jahren erfolglos einen neuen Tarif auszuhandeln.