Pflegefachleute schauen sich kaum nach anderen Berufen um

Wohin zieht es die tausenden Pflegepersonen in der Schweiz, die nicht mehr in der Pflege arbeiten wollen? Eine Frage, die sich kaum allgemein beantworten lässt.

, 17. Dezember 2021 um 16:30
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Dass das Pflegepersonal physisch und psychisch erschöpft ist, daran zweifelt kaum noch jemand. Die Berufsaustrittsquote ist überdurchschnittlich hoch: Viele Pflegekräfte verlassen den Beruf. Der Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK nennt die Zahl von 10'000 Ausgestiegenen in den letzten Jahren. Auch die Pandemie habe dazu geführt, dass immer mehr Pflegende den Job aufgrund der Belastung an den Nagel hängen.
Doch wohin zieht es diese Pflegekräfte? Sind sie nicht mehr erwerbstätig, reduzieren sie das Pensum, wechseln sie den Beruf oder die Branche? Der SBK verfügt über keine Zahlen dazu und kann auf Anfrage keine Angaben dazu liefern. Die Frage lässt sich demnach kaum allgemein beantworten.

Keine Veränderung durch Corona

Ein stichprobenartiger Blick in die Arbeitslosenstatistik des bevölkerungsmässig grössten Kantons zeigt jedoch: Der Kanton Zürich kann keine abschliessenden Aussagen zu einem eventuellen verstärkten Ausstieg von Arbeitnehmenden aus den Pflegeberufen machen. Dies gehe aus der Entwicklung der bei den RAV des Kantons registrierten Stellensuchenden aus Pflegeberufen hervor. Kurz: Auch seit der Corona-Pandemie lasse sich bis jetzt keine grosse Veränderung feststellen, weder im Volumen noch im Suchverhalten.
Die öffentliche Stellenvermittlung zeige aber nur einen Ausschnitt aus dem Arbeitsmarkt für Pflegeberufe, hält das Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich fest. Aufgrund der tiefen Stellensuchenden-Quote wie aus der unterdurchschnittlichen Dauer der Stellensuche lässt sich vermuten, dass sich der grösste Teil des Marktes selbst organisiert.

Suchen hauptsächlich wieder Jobs in der Pflege

Auch die Hypothese, dass sich Stellensuchende aus Pflegeberufen nach anderen Berufen umschauen, lässt sich anhand der Arbeitslosenstatistik nicht bestätigen. Es zeigt sich, dass Stellensuchende aus Pflegeberufen sowohl vor wie auch während der Covid-Krise hauptsächlich in der Branche Gesundheitswesen und in Pflegeberufen eine neue Anstellung suchen.
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Grafik Amt für Wirtschaft und Arbeit
Der Vergleich der Stellensuchendenquote der Pflegeberufe mit der Quote aller Stellensuchenden im Kanton Zürich zeigt übrigens kaum überraschend: Pflegeberufe waren vor der Covid-Krise unterdurchschnittlich zur Stellensuche angemeldet und auch unterdurchschnittlich von der Covid-Krise betroffen. Zudem suchen Stellensuchende aus den Pflegeberufen im Durchschnitt deutlich weniger lange eine Stelle als der Durchschnitt. Auch das ist angesichts des Fachkräftemangels in der Branche kaum überraschend. 
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