Original-Generika geniessen Vertrauen – obwohl man sie kaum kennt

Generika oder nicht? Nur jeder fünfte Schweizer Patient würde sich bei der Wahl auf den Arzt oder Apotheker verlassen. Dies besagt eine Pfizer-Erhebung. Und jeder zehnte Patient zieht nach Patentablauf weiterhin das Original-Präparat vor.

, 3. März 2017 um 10:20
image
  • medikamente
  • generika
  • gesundheitskosten
90 Prozent der Menschen in der Schweiz wissen zwar, was Generika sind. Aber zwei Drittel haben von Original-Generika noch nie etwas gehört. Dies besagt eine Erhebung, die das Marktforschungsunternehmen GfK im Auftrag von Pfizer durchführte.
Die landesweite Repräsentativ-Umfrage bei 1000 Personen zeigte zugleich, dass die meisten Menschen den Kern der Sache verstehen: Auf die Frage, ob Original-Generika die gleiche Wirksamkeit und Verträglichkeit bieten wie das Originalpräparat, liegt der mittlere Wert der Zustimmung bei 4,5. Dies bei einer Skala von 1 («stimme überhaupt nicht zu») bis 5 («stimme voll und ganz zu»).
Auf der anderen Seite werden Original-Generika als wirksamer und verträglicher erachtet denn Generika. Gleichzeitig werden Original-Generika als günstige Alternative zu patentabgelaufenen Originalpräparaten eingestuft: Der entsprechende Umfragewert lag bei 4,4 von 5 Punkten. 
image
Hohe Zustimmung für alle Generika | Grafik: Pfizer/GfK
Über drei Viertel der Befragten sind ausserdem der Ansicht, dass Original-Generika dazu beitragen, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken (Mittelwert 4,3).
Die andere Seite: Jeder Zehnte würde bei der nächsten Verschreibung weiterhin das Originalpräparat wählen. Mit dem Wissen über die gesamte Palette von Möglichkeiten würde aber über ein Drittel der Befragten ein Original-Generikum wählen – etwas mehr als jene 26 Prozent, die sich für ein Generikum entscheiden.
image
Eher Original-Generikum als Generikum | Grafik: Pfizer/GfK
22 Prozent der Patienten würden die Wahl ihrem Arzt oder Apotheker überlassen und dessen Empfehlungen folgen, so eine weitere Aussage der Befragung; es ist eine Zahl, die doch eher tief erscheint. Auf der anderen Seite werden Arzt und Apotheker von den Patienten allerdings nach wie vor als Hauptinformationsquelle über rezeptpflichtige Medikamente angesehen.
Fast die Hälfte der Befragten bezieht Informationen zu Medikamenten auch aus dem Internet, jeder Sechste wünschte sich ausserdem von den Krankenkassen mehr Informationen zu Original-Generika.

Original-Generika: Die frühe Alternative

Original-Generika sind Original-Heilmittel in neuer Verpackung und unter neuem Namen. Die Produkte sind bis auf Äusserlichkeiten exakt identisch und werden von derselben Maschine hergestellt. Aber das Auto-Generikum wird in der Regel günstiger verkauft.
Interessant wird die Sache für den Original-Hersteller, weil er die Auto-Generika bereits vor dem Ablauf des Patentschutzes lancieren kann – um sie früh als günstige Alternative zu etablieren.
Neue Preisfestsetzung für Generika
Seit 1. März gilt für die Festsetzung der Generikapreise: Je höher der Umsatz des patentabgelaufenen Originalpräparats, desto grösser muss der Preisabstand für die Generika sein.
Zudem werden die Kriterien des differenzierten Selbstbehalts verfeinert; die Kostenbeteiligung der Versicherten wird so angepasst, dass der Bezug von Generika attraktiver wird.
Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass dadurch in den nächsten drei Jahren Einsparungen von insgesamt 60 Millionen Schweizer Franken möglich sind. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Niklaus Meier und Katharina Blankart

Arzneimittelpreise: Das Swiss Drug Pricing Model könnte Klarheit schaffen

Ein neues Modell hilft, für neue Medikamente den angemessenen Preis zu ermitteln – und so den Verhandlungspartnern Orientierung zu bieten. Die Basis: Effizienz und Evidenz.

image

Pharmafirma streicht in Basel 150 Stellen

Das deutsche Pharma-Unternehmen Bayer baut an ihrem Standort in Basel 150 von rund 1000 Stellen ab. Nicht ganz überraschend.

image

Suizidkapsel ist kein Heilmittel

Swissmedic hat die Suizidkapsel Sarco einer ersten heilmittelrechtlichen Einschätzung unterzogen. Das Resultat ist wenig überraschend.

image

Soignez-moi-Gründer Boichat bringt Generikum-App

Die neue Website Genericum.ai zeigt an, welches Medikament am billigsten ist. Und sie legt Preiserhöhungen offen.

image

Keine Zulassung für Alzheimer-Medikament Lecanemab

Die Europäische Arzneimittelagentur will den Wirkstoff Lecanemab nicht zulassen. Die Nebenwirkungen seien grösser als der Nutzen.

image

Medikamenten-Mangel: Ärzte fordern europäische Strategie

In einer gemeinsamen Resolution verlangen die deutschsprachigen Ärzte-Gesellschaften, dass die Abwanderung der Heilmittel-Produktion nach Asien gebremst wird.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.