Neuer Tarifvertrag für Apotheken

Der dem Bundesrat vorgelegte Tarif wird gelobt - aber auch kritisiert.

, 15. Mai 2020 um 10:01
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Die Apotheken sollen eine neuen Tarifvertrag erhalten. Pharmasuisse, die 1500 Apotheken vertritt, und der Krankenkassenverband Curafutura haben einen solchen abgeschlossen und beim Bundesrat eingereicht. Der neue Apothekentarif, genannt LOA V, soll gemäss den Vertragspartnern zu Einsparungen von jährlich mehreren hundert Millionen Franken führen.
Was ist die LOA? Die Leistungsorientierte Abgeltung legt fest, wie hoch die Leistungen  sind, welche die  Apotheken erhalten, wenn sie ärztlich  verschriebene und von der Grundversicherung bezahlte Medikamente abgeben. Die LOA kommen zusätzlich zum effektiven Medikamentenpreis dazu.

Fehlanreiz beseitigt

Bisher, im LOA IV, wurden die Personalaufwände in der Apotheke über den normalen Medikamentenpreis und nicht über die LOA verrechnet.
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Das ändert sich. | zvg
Das hatte aber zur Folge, dass die Apotheken bei teuren Medikamenten mehr Geld für die Personalkosten erhielten. Im LOA V werden die Personalkosten nun auch über den Tarifvertrag abgegolten. Damit bestehe kein Anreiz mehr, teurere Originalpräparate abzugeben, schreiben Curafutura und Pharmasuisse. Damit sollen die Kosten sinken.
Und hatten bisher teurere Medikamente günstigere quer subventioniert, soll dies künftig nicht mehr der Fall sein. Das heisst aber auch, dass günstige Medikamente bei Verschreibung etwas teurer werden. Unter dem Strich erhoffen sich die Vertragspartner aber satte Einsparungen.

Lob und Kritik

Die Stiftung für Konsumentenschutz, welche die Endverbraucher vertritt, spricht bezüglich des LOA V von einem «Schritt in die richtige Richtung». Gleichwohl üben die Konsumentenschützer Kritik: «Leider wird das vorhandene Sparpotential bei weitem nicht ausgeschöpft – unter anderem, weil ein wesentlicher Teil der Einsparungen weiterhin direkt an die Apotheken fliessen soll.» Dies weil bei einer erstmaligen Abgabe eines Generikums an einen Kunden 40 Prozent der Preisdifferenz zwischen Originalpräparat und Generikum an die Apotheken ausgezahlt werde. Für die Stiftung ist klar: Dies sei angesichts der hohen Krankenkassenprämien nicht nachvollziehbar. 
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