Mehr rumänische Ärzte in der Schweiz

Wieder einmal zeigt es sich: Die Schweiz saugt Medizinprofis aus ärmeren Ländern ab.

, 20. November 2017 um 09:34
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  • praxis
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«Rumänen sind die neuen Deutschen»: So lautete gestern der Titel eines Artikels in der «Sonntagszeitung» (Print). Er spielte darauf an, dass Deutschland bislang das grösste Reservoir für ausländische Ärzte in der Schweiz bildete.
Natürlich ist das immer noch so – die Veränderung geschieht einfach bei den Wachstumsraten. Deutsche Ärzte streben nicht mehr so häufig ins Land wie noch vor einigen Jahren. Aber immer noch sind gut 6'000 Ärzte mit deutschem Diplom in der Schweiz tätig.
Die «Sonntagszeitung» zitiert nun jedoch neue BAG-Zahlen, wonach die Rumänen die am schnellsten wachsende Gruppe von ausländischen Fachkräften in der Medizin sind, gefolgt von den Griechen, Spaniern und Ungarn – allesamt Länder, die ökonomisch in keiner leichten Lage sind. 

Häufig im Bereich Pädiatrie

Dieses Jahr liessen bislang 37 rumänische Doktoren ihren Facharzttitel anerkennen; 2016 waren es 23 gewesen, 2010 erst einer. Die rumänischen Mediziner sind im Schnitt 38 Jahre alt und arbeiten häufig im Bereich Kinder- und Jugendmedizin.
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Anteil der Ärzte und Pflegefachleute mit ausländischem Diplom, 2015 | Quelle/Grafik: OECD – «Health at a Glance 2017»
«Ich kann niemandem verübeln, im Westen einen Job zu suchen», sagte Florentina Furtunescu vom rumänischen Ärzteverband CMR zur SoZ. «Die Folgen für unser Gesundheitswesen sind allerdings verheerend.» Bis zu 3000 Mediziner verlassen jährlich das Land – das sind fast die Hälfte aller Studienabgänger.
Dass die Schweiz hier eine Sogwirkung hat, zeigen wieder mal die neusten OECD-Daten, letzte Woche veröffentlicht. Danach erreicht der Anteil von Ärzten mit ausländischem Abschluss hierzulande 27 Prozent  – womit die Schweiz deutlich über dem Schnitt der Industriestaaten liegt.
Reziprok dazu passt es, dass das Land bei den Medizinstudenten unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten liegt: Auf 100'000 Einwohner gibt es 10,5 Abschlüsse – der OECD-Schnitt liegt indes bei 12,1.
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Anteil Medizin-Diplome pro 100'000 Einwohner, 2015 | Quelle/Grafik: OECD – «Health at a Glance 2017»
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