Viel Arbeit für Rechtsmedizin wegen Lockdown

Im Kanton Aargau haben Prügeleien oder Messerstechereien während des Lockdowns deutlich zugenommen. Dies zeigt eine Analyse der Forensik-Abteilung des Instituts für Rechtsmedizin.

, 11. Februar 2021 um 12:37
image
  • spital
  • coronavirus
  • rechtsmedizin
Während des Lockdowns im Frühjahr wurden im Kanton Aargau «signifikant» mehr forensisch-klinische Untersuchungen durchgeführt als im Vergleich zu den Vorjahren. Insbesondere Untersuchungen wegen Körperverletzungen – Prügeleien und Messerstechereien – waren angestiegen. Dies zeigen Resultate einer Studie des Instituts für Rechtsmedizin, die in der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» vorgestellt wird.
Auch bei Fällen von häuslicher Gewalt lasse sich zwar ein leichter Anstieg feststellen, dieser verfehle jedoch knapp das Signifikanzniveau. Die Studienautoren um Saskia Gauthier von der Rechtsmedizin am Kantonsspital Aarau (KSA) erwähnen allerdings auch die vermutlich hohe Dunkelziffer häuslicher Gewalt. Mehrere Studien weltweit zeigen, dass es bereits zu einer Zunahme von häuslicher Gewalt im Rahmen der behördlichen Covid-19-Massnahmen gekommen ist.

Wie sind die Zahlen bei den Suiziden?

Pandemien können auch zu einem erhöhten Suizidrisiko führen, wie die Erfahrung zeigt. Die Anzahl der Suizide unterschied sich während des Lockdowns allerdings nicht wesentlich von den Vorjahren. Es fand aber 2020 eine leichte Ver­schiebung statt – hin zu den nicht-assistierten ­Suiziden, wobei dieser Unterschied jedoch nicht signifikant ist, wie aus der Analyse hervorgeht. 
Da der Untersuchungszeitraum der Studie zu Beginn der Pandemie lag, könnten sich allfällige Auswirkungen wirtschaftlicher Schäden auf die Suizidrate und/oder die interpersonelle Gewalt auch erst zu einem späteren Zeitraum manifestieren, steht dort weiter zu lesen. Die Studie umfasste den Zeitraum vom 16. März bis zum 11. Mai der Jahre 2017 bis 2020. Dieser sei kurz und könne schwanken, schränken die Mediziner ein. 

Prävention sei wichtig

Die Studienautoren halten fest, dass auch im Kanton Aargau eine Zunahme interpersoneller ­Gewalt und von Suiziden, mutmasslich in Zusammenhang mit dem behördlich angeordneten Lockdown, festgestellt werden konnte. Deshalb sollte zukünftig ein besonderes Augenmerk auf präventive Massnahmen gelegt werden, empfehlen die Rechtsmediziner abschliessend.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.