Medien melden massenhaft Medizin-Mumpitz
Wie präzise berichten die Medien über medizinische Entwicklungen und Forschungsergebnisse? Erstmals wurde dies im deutschen Sprachraum gross untersucht. Das Ergebnis ist erschütternd.
, 28. Dezember 2015 um 16:00
- Nur knapp 11 Prozent der Berichte waren präzise.
- Fast ein Drittel (29,7 Prozent) waren leicht übertrieben.
- Und ziemlich genau sechzig Prozent gaben die Evidenz zu medizinischen Fragestellungen stark verzerrt wider – sie berichteten also klar über- oder untertrieben über die Wirksamkeit von Behandlungen beziehungsweise über die Aussagekraft einer Studie.
Warnung vor Diät-Durchbrüchen
- An meisten verdreht wurde bei Artikeln über Gewichtssenkung und Kosmetik. Hier sichtete das Team um Bernd Kerschner 97,6 Prozent «stark verzerrte Artikel» (also fast hundert Prozent…). Und kein einziger Beitrag war vollauf präzise.
- Ebenfalls zum Ungefähren neigt die Presse bei Themen der Psychologie und Psychotherapie, ferner bei Berichten über Nahrungsergänzungs-Mittel und die Wirkung von OTC-Medikamenten.
- Halbwegs genau war noch die Berichterstattung über rezeptpflichtige Medikamente.
- Bernd Kerschner, Jörg Wipplinger, Irma Klerings, Gerald Gartlehner: «Wie evidenzbasiert berichten Print- und Online-Medien in Österreich? Eine quantitative Analyse», in: «Zeitschrift für Evidenz, Fortschritt und Qualität im Gesundheitswesen», 10. Juni 2015.
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