Wir haben hier ja kürzlich
Zweifel an der Effizienz der Telemedizin gestreut: Laut einer US-Gross-Studie dienten bei 300'000 erfassten Patienten nur rund 12 Prozent der Telemedizin-Konsultationen dazu, den Besuch in der Praxis oder der Notfallstation zu ersetzen. In 88 Prozent der Fälle hatte man es aber mit einer zusätzlichen Nutzung zu tun.
Nach Einführung von Videokonsultationen kam es also zu einem Mengenwachstum.
Wie die Forscher der Rand Corporation in jener Erhebung weiter hochrechneten, gaben die erfassten Personen durchschnittlich 45 Dollar mehr pro Jahr aus für die ärztliche Behandlung von Atemwegserkrankungen.
Unterschätzte Vorteile
Jetzt können wir aber wieder etwas entgegenhalten: Laut neuen Daten gibt es bei der Telemedizin auch bislang wohl unterschätzte Vorteile. Konkret fragten Wissenschaftler der University of California Davis danach, ob die Patienten durch ein Video-Konsultations-Angebot Zeit und Fahrkosten sparen – und wie sehr.
Es geht also um durchaus greifbare Vorteile, die in der gesundheitspolitischen Debatte nie auftauchen. Das Team unter dem Pädiater James P. Marcin studierte die Patientenakten von 19'200 Menschen, welche die Telemedizin-Angebote der Universitätsklinik von Davis genutzt hatten. Gemessen wurden Kontakte mit dem Hausarzt – aber vor allem auch Konsultationen, die beim Allgemeinpraktiker stattfanden, zu denen aber dann ein Spezialist zugeschaltet wurde.
Wieviele Besuche konnten vermieden werden? Und wie lang wäre dann die Fahrzeit gewesen?
Die Berechnungen ergaben, dass die besagten 19'200 Personen im Beobachtungszeitraum von 1996 bis 2013 rund 9 Jahre an Fahrzeit eingespart hatten. Etwa 8 Millionen Kilometer waren weniger gefahren worden. Und daraus errechneten sich Kosteneinsparungen von rund 3 Millionen Franken.
155 Franken pro Kopf
Tönt beeindruckend? Nun ja. Rechnet man das auf die einzelnen Menschen herunter, so sparte eine erfasste Durchschnittsperson vier Stunden Fahrzeit, 33 Kilometer und 155 Franken Fahrkosten. Und das im Zeitraum von beinahe 20 Jahren.
Kommt natürlich hinzu, dass man das auf Schweizer Verhältnisse umrechnen müsste. Hier sind die Fahrkosten eher höher. Auf der anderen Seite sind die Distanzen kleiner respektive ist die Versorgung dichter.
Zusammengefasst besagt die Studie wohl einfach: Telemedizin ist ein Angebot, dass manchmal wirklich praktischer ist.