Labors sollen 300 Millionen Franken billiger werden

Der Krankenkassenverband Santésuisse will die geltenden Labortarife senken - und hat dabei auch die Kickback-Zahlungen an Ärzte im Visier.

, 17. Februar 2021 um 14:09
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Der Krankenkassenverband Santésuisse will durchgreifen. 300 Millionen Franken pro Jahr will er bei den Laborkosten einsparen. Unter anderem will der Verband rigoros gegen Belohnungszahlungen an Ärzte vorgehen.

So sichern sich Labors Aufträge

Es gibt Labors, die Ärztinnen und Ärzten finanzielle Vorteile gewähren, um sich Analyse-Aufträge zu sichern. Solche Kick-back-Zahlungen müssten zwingend an die Prämienzahler weitergegeben werden. Bisher sei das aber kaum geschehen, kritisiert Santésuisse.
Diese «Belohnungen» für Ärztinnen und Ärzte fürs Verschreiben von Analysen werden in unterschiedlichster Form gewährt: Etwa mit Rabatten für medizinisches Material oder Apparaturen, zinslosen Darlehen oder mit direkten Zahlungen von gegen zehn Franken pro Auftrag, wie Santésuisse festgestellt hat.

Nach Kontrollen drohen nun Rückzahlungsforderungen

Die Krankenkassen der Santésuisse wollen gegen solche unlautere Geschäftspraktiken resolut vorgehen. Sie haben ihre Einkaufsorganisation Tarifsuisse im vergangenen Jahr den Markt beobachten lassen und Kontrollen angesetzt. Fehlbaren drohen nun sogar Rückzahlungsforderungen.
Auch bei der zuständigen Kommission des Bundes will Santésuisse erreichen, dass die Laborkosten sinken. Ziel ist es, dass die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit der umsatzstärksten Laboranalysen überprüft und deren Preise gesenkt werden.

Dreifacher Preis in der Schweiz

«Damit könnten auf einen Schlag jährlich rund 300 Millionen Franken eingespart werden», ist der Verband überzeugt. Grundlage dafür sei ein Preisvergleich mit Österreich, Deutschland, Holland und Frankreich. Der Vergleich zeige, dass die Preise in der Schweiz im Schnitt das Dreifache betragen.
Würden die Preise aller Laboranalysen auf das durchschnittliche Niveau der untersuchten Länder gesenkt, liesse sich pro Jahr sogar gegen eine Milliarde Franken einsparen, ist Santésuisse überzeugt.

Vier Prozent der Prämien für Laboranalysen

In der Schweiz steigen die Kosten für Laboruntersuchungen laut Santésuisse deutlich stärker als die der gesamten obligatorischen Grundversicherung. Mittlerweile zahlen Prämienzahlerinnen und Prämienzahler jährlich rund 1,6 Milliarden Franken für Laboruntersuchungen – ein Betrag, der mehr als vier Prämienprozenten entspricht.
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