Teure Krebsmedikamente: EU ermittelt gegen Pharmafirma

Die EU-Kommission hat eine Untersuchung gegen Aspen Pharma eingeleitet. Der Grund: Verdacht auf überhöhte Preise für fünf lebenswichtige Krebsmittel.

, 16. Mai 2017 um 09:30
image
  • onkologika
  • medikamente
Man habe Hinweise auf Preiserhöhungen von zum Teil mehreren hundert Prozent, teilte die EU-Kommission am Montag mit. Um die Aufschläge durchzusetzen, soll Aspen in einigen EU-Ländern gedroht haben, die Mittel vom Markt zu nehmen. In bestimmten Fällen habe sie dies sogar getan.
Es geht um die Wirkstoffe 
  • Chlorambucil, 
  • Melphalan, 
  • Mercaptopurin, 
  • Tioguanin und 
  • Busulfan. 
Diese Medikamente werden etwa zur Behandlung von Blutkrebs eingesetzt. Verschwänden die Mittel zeitweise vom Markt, hätten Ärzte weniger Behandlungsoptionen für die oft tödlichen Krankheiten. 

Erstes EU-Verfahren dieser Art

Aspen hat seinen Sitz in Südafrika und betreibt Gesellschaften in mehreren europäischen Ländern. Das Unternehmen habe die Wirkstoffe nach Auslaufen ihres Patentschutzes erworben, teilte die Kommission mit. 
Die Behörde unter der Leitung der für die die Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager hat den Verdacht, dass eine marktbeherrschende Stellung missbraucht worden sein könnte. Es ist das erste derartige EU-Verfahren wegen zu hoher Preise in der Pharmaindustrie. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Medikamentenpreise sind gesunken – angeblich

Mieten und Strom sind in der Schweiz teurer geworden. Doch Medikamente sind billiger als vor Jahresfrist. Kann das stimmen?

image

Apotheken fürchten sich vor Haftung

So soll der Bundesrat gegen ungeeignete Packungsgrössen und Dosisstärken vorgehen.

image

Preis für Abnehmspritze: In Deutschland vertraulich

Deutschland führt geheime Preise bei Medikamenten ein. Vor allem die Krankenkassen wehren sich dagegen.

image

Medikamente erstmals grösster Kostenblock in der Grundversicherung

Erstmals liegen die Ausgaben über 9 Milliarden Franken. Mehrere Faktoren spielen hinein: teure Neueinführungen, Mengenausweitung, zusätzliche Indikationen, höherer Pro-Kopf-Verbrauch.

image

Antibiotika in der Schweiz: Rückgang mit Ausnahmen

Von 2015 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Versorgung deutlich. Doch nicht alle Fachrichtungen zeigen den gleichen Trend.

image

Bürokratie-Fiasko beim Zugang zu Medikamenten

Eine internationale Studie zeigt: Bürokratie ist in der Schweizer Gesundheitsversorgung ein grosses Problem. Gleichzeitig erschweren veraltete Prozesse den Zugang zu innovativen Medikamenten. Lösungen lägen auf dem Tisch – doch die Politik droht, die Situation noch zu verschlimmern.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.