«Knall» in der Insel: Es geht um die Spitzenmedizin

Die Berner Regierung erwartet, dass das Inselspital entschlossen neue nationale und internationale Partnerschaften eingeht.

, 21. September 2017 um 08:04
image
  • insel gruppe
  • kanton bern
  • spital
Mit dem Wort «Knall» titelte die «Berner Zeitung», einen «Knall» vermeldete auch Radio SRF, und für den «Bund» ist klar: «Kanton drängt Insel-Präsident zum Rücktritt».
Die Wortwahl zeigt, dass der Abgang von Insel-Gruppe-Präsident Joseph Rohrer erstens überraschend und zweitens nicht ganz konfliktfrei erfolgte. Bereits im Communiqué hatte die Berner Regierung verraten, dass man sich uneinig gewesen sei in strategischen Fragen – weshalb Verwaltungsratspräsident Rohrer beschlossen habe, im Interesse der Sache seine Demission einzureichen.

«Neuer Steuermann»

Trotzdem wiesen bernischen Beobachter sogleich darauf hin, dass es wohl umgekehrt war: Pierre Alain Schnegg, der Gesundheitsdirektor, dürfte Rohrer eher aus dem Amt gedrängt haben.
Es sei klar gewesen, «dass der Regierungsrat für die kommenden wegweisenden Jahre einen neuen Steuermann wollte», kommentiert die BZ. 
Pierre Alain Schnegg verriet selber, dass er «sicherlich ungeduldig» gewesen sei hinsichtlich der Fortschritte bei der Umsetzung der Spitalfusion, also des Zusammenschlusses von Inselspital und Spital Netz Bern. «Jetzt tun wir einen neuen Schritt, wie wir das Inselspital weiter entwickeln können, und da ist es sicher gut, wenn wir das mit einem neuen Team machen können», sagte der SVP-Politiker im SRF-«Regionaljournal».


Der Hauptaspekt dreht sich aber um das Inselspital selber – respektive um dessen Rolle in der europäischen Spitzenmedizin. Denn was erwartet die Regierung von Rohrers Nachfolger Uwe E. Jocham als erstes? Dass das Inselspital nun «eine strategische Neuausrichtung vornimmt, um sich im harten Wettbewerb, insbesondere im Bereich der Spitzenmedizin, zu behaupten», so die Erklärung der Regierung.

«Alleine wird es die Insel nicht schaffen»

In der «Berner Zeitung» präzisierte Schnegg dazu, «dass heute zu wenige interkantonale und internationale Kooperationen bestehen»; aber genau das Eingehen von neuen Partnerschaften wäre der Weg, um in der stark umkämpften Spitzenmedizin langfristig zu bestehen: «Alleine wird es die Insel nicht schaffen», so Schnegg. Das heutige hohe Niveau gelte es zu halten und zu verbessern, etwa in Herzmedizin oder Neurochirurgie.
Nicht äussern wollte sich der Regierungsrat zu einer anderen Personalie: Was geschieht mit CEO Holger Baumann? Auf eine entsprechende Frage des «Bunds» meinte Schnegg, dies liege in der Kompetenz des Verwaltungsrats – und er habe sich auf die Frage, ob er mit Baumanns Arbeit zufrieden sei, ausweichend geäussert.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.