Der Kampf um das Spital geht weiter

Das Spital Wattwil soll an einen privaten Pflegeheimbetreiber verkauft werden. Kritiker aus den Reihen der FDP glauben, das Spital verkomme damit zum Spekulationsobjekt.

, 18. Februar 2021 um 12:21
image
  • spital
  • spital wattwil
  • st. gallen
Das Spital Wattwil hat mit der neuen Spitalstrategie keine Zukunft mehr als Akutspital. Die Liegenschaft soll für 10 Millionen Franken an den Pflegeheimbetreiber Solviva verkauft werden, obwohl der Wert weitaus höher liegen dürfte: Erst vor kurzem wurde ein moderner Neubau für rund 60 Millionen Franken in Betrieb genommen.
Die Gruppe Solviva muss laut eigenen Angaben rund 20 Millionen Franken für die Umgestaltung des Alt- und Neubaus investieren. Geplant ist ein Langzeitpflegeheim. Solviva, die rund 300 Mitarbeitenden beschäftigt, betreibt Langzeit- und Alterspflege in der ganzen Schweiz.

Gemeinde soll Spitalkauf prüfen

Flurin Schmid, Präsident der FDP Wattwil, hat aber andere Ideen: Für ihn müsste auch die Gemeinde den Kauf der Liegenschaft prüfen – und vom Vorkaufsrecht Gebrauch machen. «Das Spital muss in öffentlicher Hand bleiben und darf nicht zum Spekulationsobjekt verkommen», sagte er zur «Toggenburger Zeitung». 
Ausserdem findet es Schmid «seltsam», dass der Kanton das Spital an ein privates Unternehmen veräussere, nur um sich wieder einzumieten. «Wieso sollte man nicht das Spital behalten und einzelne Teile davon an private Unternehmen vermieten?».

Volk soll über den Weiterbetrieb entscheiden

Was sagt die Gemeinde zu seinen Plänen? Der Gemeinderat werde sich mit dem Anliegen auseinandersetzen, wird Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner in der Zeitung zitiert. Sämtliche Fragen sollen seriös geprüft werden. Die Übernahme der Liegenschaft könne aber erst nach Beendigung des politischen Prozesses geprüft werden. 
Hinzu kommt, dass ein Referendum das Spital erhalten will. Der Schliessungsentscheid soll dem Volk vorgelegt werden, wie im Jahr 2014. Damals haben sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für das Spital und den Betrieb ausgesprochen.

Solviva rennt die Zeit davon

Der Pflegeheimbetreiber Solviva verfolgt die Diskussion rund um das Spital, trennt aber den politischen Aspekt von den unternehmerischen Interessen, wie Ulrich Kläy der «Toggenburger Zeitung» sagt. Der politische Prozess werde aber nicht dafür sorgen, dass man das Vorhaben zurückziehe. Es sei denn, der Verkauf der Liegenschaft würde sich zu sehr verzögern: «Wenn das Referendum erst 2022 kommt, dann wird es für uns aus materiellen Gründen schwierig, die Liegenschaft zu übernehmen», sagt Kläy. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.