Je höher die Ausbildung, desto weniger zum Arzt

Der Bildungsgrad der Bevölkerung in der Schweiz scheint mit der Anzahl der Arztkonsultationen verbunden zu sein.

, 28. Februar 2019 um 13:58
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  • praxis
  • gesundheitskosten
Ob und wie oft die hiesige Bevölkerung zum Arzt geht, hängt offenbar auch stark vom Bildungsgrad ab: Je besser eine Personen nämlich ausgebildet ist, desto geringer ist der Anteil derer, die mehr als drei mal pro Jahr zum Arzt gehen. Dies zeigen repräsentative Zahlen zur Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik (BfS) aus den Jahren 2002, 2007, 2012 und 2017.
Deutlich wird dieser Zusammenhang bei zehn und mehr Konsultationen bei Ärztinnen und Ärzten. Im Schnitt geht gut jede sechste Person mit obligatorischem Schulabschluss mindestens zehn Mal pro Jahr zum Arzt. Bei Menschen mit einem allgemein- oder berufsbildenden Abschluss auf Sekundarstufe II ist es jeder Neunte. Auf Stufe Uni, Fachhochschule (FH) oder höhere Berufsbildung (tertiär) geht nur noch knapp jede zwölfte Person mindestens zehn Mal pro Jahr zum Arzt.

Höhere Gesundheitskompetenz?

Rund ein Viertel der Bevölkerung mit Tertiärabschluss ging sogar nie zum Arzt, gemessen an der Anzahl Konsultationen bei Allgemeinpraktikern, Hausärzten, Spezialisten und Gynäkologen. Bei der Bevölkerungsgruppe mit Sekundarstufe II-Abschluss betrug dieser Anteil rund 20 Prozent und bei Menschen mit obligatorischem Abschluss lediglich etwa 16 Prozent.
Offen bleibt die Frage nach einer schlüssigen Erklärung. Darüber lässt sich nur spekulieren. Eine mögliche Antwort könnte die höhere Gesundheitskompetenz von gut ausgebildeten Menschen sein. Denkbar ist auch, dass Personen mit einem tieferem Schulabschluss aus welchen Gründen auch immer mehr krank zu sein scheinen.  

Rennen schlecht Ausgebildete zu oft zum Arzt?

Ebenfalls unklar ist, ob und welche finanzielle Anreize hier eine Rolle spielen. Oftmals verfügen weniger gut ausgebildete Menschen gleichzeitig über bescheidenere Haushaltseinkommen. Geringverdiener erhalten staatliche Zuschüsse aus Prämienverbilligungen. 
Angenommen, dass die 30 Prozent der ärmsten Haushalte in der Schweiz die durchschnittliche Standardprämie mit einer Franchise von 300 Franken bezahlen, dürften die Anreize, Kosten zu senken, eher gering ausfallen. Denn das ist auch gleichzeitig die Bevölkerungsgruppe, die am meisten medizinische Leistungen zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) bezieht.
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