Insel Gruppe tauft ihre Neubauten nach historischen Persönlichkeiten

Die Berner Spitalgruppe will ihre zukünftigen Gebäude und Liegenschaften auf dem Insel-Areal nach historischen Berner Persönlichkeiten benennen. Das sind die Ideen dahinter.

, 29. März 2022 um 05:21
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Die Insel Gruppe setzt aktuell das Programm Infrastrukturentwicklung auf dem Insel-Areal um: Auf dem Grundstück, das flächenmässig so gross ist wie die Berner Altstadt, wachsen Neubauten mit den bestehenden Gebäuden zu einem geordneten Ganzen zusammen, schreibt die Insel Gruppe in ihrer Mitteilung. Dabei durchlaufe das gesamte Areal in den nächsten Jahren einen stetigen Wandel, der auch Umnutzungen bestehender Gebäude mit sich bringe.
Weil dadurch eine Diskrepanz zwischen der Bezeichnung und der effektiven Nutzung von Gebäuden entstünde, hat sich die Insel Gruppe dazu entschieden, die Gebäude unabhängig von ihrer Funktion zu benennen. 
Das erleichtere nicht nur die gebäudetechnische Planung der gesamten Infrastrukturentwicklung, sondern mindere auch das Verwechslungs- und Konfliktpotential der Bezeichnungen, ist weiter zu lesen. 
Die vom Gemeinderat Bern im April 2020 ebenfalls beschlossenen neuen Strassenbenennungen auf dem Insel-Areal mit der zentralen «Anna-Seiler-Allee» fliessen in die Namensgebung mit ein.

Expertise von der Uni Bern

Bei der Auswahl möglicher Namenstifterinnen und -stifter hat die Insel Gruppe die Expertise des Instituts für Medizingeschichte der Universität Bern beigezogen. Unter der Leitung von Professor Hubert Steinke hat das Institut für Medizingeschichte eine Auswahl möglicher Persönlichkeiten erarbeitet, die alle einen Bezug sowohl zur Medizin wie auch zur Stadt Bern haben.
Das Herzstück der Infrastrukturentwicklung auf dem Insel-Areal ist das neue Hauptgebäude «Anna-Seiler-Haus», benannt nach der Stifterin des Inselspitals, Universitätsspital Bern. 
Diese Namensgebung erfordert eine Umbenennung des aktuellen «Anna-Seiler-Hauses». Dieses wird umbenannt in «Wilhelm-Fabry-Haus». 
Die Kinderklinik erhält den Namen «Julie-von-Jenner-Haus», die Frauenklinik wird derweil umbenannt in «Marie-Colinet-Haus». Das aktuelle «Haus 5» erhält den Namen «Anna-von-Krauchthal-Haus», und auf dem Baubereich 4 entsteht das «Clara-Winnicki-Haus».
Es sei kein Zufall, dass sich das Inselspital, entstanden durch die testamentarisch festgehaltene Stiftung durch Anna Seiler am 29. November 1354, in der Modernisierung stolz seiner Wurzeln besinne. «Denn die eigene Tradition ist auch ein Versprechen an die Zukunft», schreibt die Spitalgruppe zum Schluss. 

Die historischen Persönlichkeiten:

Marie Colinet (ca. 1560–ca. 1640)

Marie Colinet war eine innovative Geburtshelferin und oft die letzte Hilfe bei schwierigen Fällen. Sie war für die damalige Zeit ganz ungewöhnlich auch als Chirurgin tätig. Marie Colinet ist bekannt für die Erfindung, Metallsplitter im Auge mit Hilfe eines Magneten herauszuziehen. Sie reiste lange mit ihrem Ehemann, dem berühmten Chirurgen Fabricius Hildanus, quer durch Europa und liess sich schliesslich 1615 in Bern nieder.

Wilhelm Fabry (Fabricius Hildanus) (1560–1634)

Wilhelm Fabry gilt als der bedeutendste deutschsprachige Wundarzt seiner Zeit und Begründer der wissenschaftlichen Chirurgie. Nach zahlreichen Reisen und Wanderjahren liess er sich 1615 als Stadtarzt und Stadtchirurg in Bern nieder. Er stand mit vielen bekannten Medizinern seiner Zeit in lebhaftem Briefwechsel. Er gilt als von Humanität geprägter Arzt und kritisierte Folter sowie Hexenverbrennungen.

Julie von Jenner (1787–1860)

Die Wohltäterin Salomé Julie von Jenner legte als Stifterin den Grundstein für die Kinderklinik des Inselspitals. In ihrem Testament rief sie 1858 eine Stiftung ins Leben, um ein Spital zur Pflege kranker Kinder zu gründen. So entstand das Jennerspital, das zunächst an der Gerechtigkeitsgasse 60 beherbergt war. Später wurde das Spital an die Stadt Bern verkauft. Aus dem Verkaufserlös ging die Jenner-Stiftung zur Unterstützung kranker Kinder hervor. Das Jennerspital wurde in den 1960er Jahren in Form der Kinderklinik ins Inselspital integriert.

Anna von Krauchthal (gestorben 1464/1465)

Die zähringische Ministerialenfamilie von Krauchthal galt als eine der reichsten Familien in Bern. Ihr gehörten zahlreiche Güter in Bern, Burgdorf und im Berner Oberland. Petermann von Krauchthal, der 1425 kinderlos verstarb, vermachte seiner Frau, der geborenen Anna von Velschen, eine Reihe von Ländereien. Anna von Krauchthal machte ihrerseits zahlreiche testamentarische Vergabungen, darunter die Kreuzmatte an das damalige Seilerinspital.

Clara Winnicki (1880-1935)

Clara Winnicki war die erste diplomierte Apothekerin in der Schweiz mit eigenem Geschäft. Sie studierte als erste Frau der Schweiz Pharmazie an der Universität Bern. 1905 bestand sie das eidgenössische Staatsexamen für Pharmazie und erwarb so das Recht, ein Pharmaziegeschäft zu betreiben. 1907 promovierte sie über Arzneipflanzen. Sie erwarb erst in Biel, dann in Bern eine Apotheke und engagierte sich in Standes- und Frauenfragen.
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